Grobe Stollen und Koalas

Achtung again! Another summary at the bottom!

Touristen, ueberall! Dabei sind die Klippen an der Great Ocean Road doch gar nicht so der Hammer. Mit klimatisierten Bussen werden sie von Melbourne angekarrt um dann alles mit ihren Iphones und Ipads an die neidischen Ikollegen zuhause zu schicken. Da bin ich auch ausversehen am Parkplatz fuer die 12 Apostel vorbeigebrettert, und hatte auch keine Lust mehr umzudrehen. An der Westkueste muss man sich jedes Naturwunder erkaempfen, hat es dann aber zum Dank auch gleich fuer sich alleine. Hier is alles voller weiszbehueteter Knipsaffen. Zugegeben, ich war sehr enttaeuscht: Ein paar Felsen im Wasser und eine lediglich sanft kurvige Strasze ohne Berge. Das soll nun die beruehmteste Strasze Australiens sein? dafuer 300km Umweg? Tolle Wurst!

Doch wenig ahnte ich vom sich anschlieszenden Part: den fuer die Motorradfahrer gebauten! Gnadenlos spitzkehrige Auf- und Abfahrten durch malerischen Regenwald! Videos waeren jetzt auch total klasse, aber leider baut die Firma GoPro nur funktinslosen Mist! Schoen fand ich die Ausweichbuchten fuer langsame Fahrzeuge mit dem Hinweisschild “Denke an die schnelleren Verkehrsteilnehmer hinter dir!” Aber gestern war eh kaum jemand in meine Richtung unterwegs. Meinen Uebernachtungsort hatte ich auf dem Zeltplatz nahe Cape Otway anberaumt, der war aber leider voellig ueberfuellt.

Auf dem Weg dahin konnte ich auch meine neuen Grobstoller-Hinterschlappen der Marke Dunlop (D606) abseits vom Asphalt probefahren. Diese wurden mir in Adelaide von nem Ducatischrauber aufgeschwatzt (“Ich hab die Dunloptypen angerufen, die sagen, die sind tiptop auf Asphalt!”). Bisher kann ich tatsaechlich nicht meckern, besser als die Metzeler Saharas! Und das beim richtig boesen Kurvenkratzen! Auf dem schlagloechrigen Schotter fuehlte sich das Mopped dann auch erwartungsgemaesz pudelwohl.

Wie gesagt, Zeltplatz voll, ich etwas zurueck und an ner Schranke vorbei geschlichen, ein paar hundert Meter in nen Forstweg rein. Dort war ich dann zwar nicht am Meer (man konnte es nur hoeren) aber dafuer alleine (abgesehen von ein paar bunten Voegeln und ein Paar Buschwallabies).

Am naechsten Tag gings weiter, duch einen kahlen Wald, wo man an einigen noch spaerlich belaubten Baeumen den Grund fuer den Exodus ausmachen konnte: marodierende Koalabanden! Da muesste von seiten der Umweltschuetzer doch mal eingegriffen werden! Mein Fruehstueck nahm ich dann in Apollo Bay ein. Ein Schickimicki-Urlaubsort fuer betuchte Surfer und anderes Upper-Class-Gesocks. Also wollte ich in ein Deli* gehen, wie es meine Gewohnheit geworden ist, und Spiegeleier mit Speck auf Toast oder sowas gesund-nahrhaftes verdruecken. Im ersten Laden stehe ich ein biszchen in der (langen) Schlange und studiere die Menuetafel. Gemueseshakes, Tofuruehrei, Biosalat…. weiter kam ich nicht, denn meine Beine hatten in einer Art Selbstschutzreaktion bereits zu laufen angefangen und mich wieder vor der Tuer auf dem Fuszweg abgestellt. Schwein gehabt! Also in den naechsen Schuppen. Aber genau das selbe Spiel, nur diesmal auf Wunsch auch noch Glutenfrei! Haette mich nicht gewundert, wenn man das gewuenschte Gericht auch noch haette pantomimisch darstellen muessen um anschlieszend vom gesamten Personal ganz lieb umarmt zu werden und sich schlieszlich mit nem total unkommerziellen Workshop am Kochprozess zu beteiligen. Auf dem Weg nach drauszen haben meine Fuesze glaub ich meinen Namen getanzt…. Beim dritten und letzten wurde ich dann fuendig. Da saszen fette Frauen und Maenner in Badelatschen davor und ich bin rein. Vor mir waren auch nur zwei Kunden, aber jeder musste erst die genaue Zutatenzusammenstellung und Zubereitungsart durchdiskutieren, bevor er eine Bestellung verantworten konnte. Die Kassiererin war jene tuntige Suppenkasperei anscheinend gewoehnt, weil sie mich nach meiner Bestellung: “Ich moechte bitte Ihren Bagel(!) mit Schinkenspeck und selbstgemachter Mayonnaise. Und nen Kaffe, vielen Dank.” kurz etwas unglaeubig anguckte, aber dann sofort ins rotieren kam. Der Bagel war okee, nur ein Haufen komisches Gruenzeug dazu, was aussah wie Loewenzahn und zwei scheiben Tomate, die ich, trotz meiner Allergie, mit aufgefuttert habe, denn erstens hatte ich Hunger, zweitens bin ich ja kein Jammerlappen und drittens, haette ich an der Theke ja sagen koennen, was ich will und was nicht.

Die nachfolgende Kurvenhetzorgie wurde mir leider durch unverbesserliche Wohnanhaengerzugmaschinenbetreiber vergaellt. Daher bin ich von der Strasze runter, um auf einer, in meiner Karte sehr verlockend aussehenden, unbefestigten Gebirgspiste der Hauptstrasze auszuweichen. Also gings bergauf, an kleinen Haeuschen vorbei, dann in den Regenwald. Auf einer Seite steil bergab, auf der anderen steil bergauf und natuerlich keine Leitplanken. Die Dunlops schmissen froehlich Dreck in dei Luft und alle waren gluecklich. Bis ich den Straszenverlauf irgendwann in keine Korrelation mit meinem Kartenmateerial mehr bringen konnte. Also fragte ich ein Ehepaar, das grade am Straszenrand picknikte und die beschrieben mir den weg in einen Ort, von dem ich dachte, er waere ein anderer. Als ich schlieszlich wieder Asphalt erreichte, fand ich mich ueber fuenfzig Kilometer von meinem eigentlichen Zielort entfernt. In der Gegenrichtung. Und schuld waren tatsaechlich nicht meine Orientierungsfaehigkeiten, sondern meine Karte – falsch! Aber ne schoene Strasze wars trotzdem!

Unterwegs, haette ich sogar fast nen Koala ueberfahren, der faul auf der Strasze rum sasz, und auch nicht aus der Ruhe kam, als ich nur knapp nen Meter daneben lang fuhr. Als ich anhielt, seppelter er gemaechlich zu nem Baum, an dessen Stamm er Sage und Schreibe einen ganzen Meter hoch kroch und sich gelangweilt von mir fotografieren liesz, bis ich weitergefahren bin. Er haengt bestimmt immer noch dort.

Nun bin ich also im Ausgebuchten Melbourne (schon das dritte Bunkerhostel, ca 200-300 Gaeste, konnte mir einen Platz in einem versifften Zimmer voller Inselaffen anbieten) und werde meinen Aufenthalt so kurz wie moeglich halten.

*Kleiner Laden mit einfachen Gerichten.

Summary: I war quite disappointed in the first place, because of all the tourists and the less amazing impression I got of the Great Ocean Rocks. But later on I just left the beaten track to cruise on the narrow Rainforrest tracks. Just amazing! Now I am in Melbourne to see what happens next…

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12 Antworten auf Grobe Stollen und Koalas

  1. bica sagt:

    Ich liiiieeebe deine Geschichten und die tollen Bilder dazu- es ist ein bisschen wie dabei gewesen…

  2. Micha sagt:

    Das nenn ich mal nen Sonnenuntergang. Wahnsinn.

  3. Banknachbar sagt:

    Wieviel Szenen mussten abgedreht werden, damit das Video perfekt war?

  4. Tim sagt:

    >>Haette mich nicht gewundert, wenn man das gewuenschte Gericht auch noch haette pantomimisch darstellen muessen um anschlieszend vom gesamten Personal ganz lieb umarmt zu werden und sich schlieszlich mit nem total unkommerziellen Workshop am Kochprozess zu beteiligen.<<

    danke, einfach danke.

  5. Maria sagt:

    Der Olaf ist aber süß ;)

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