Dili – Kupang

Dili, Suedhang

Am Montag nach meiner Ankunft in Dili machte ich mich also auf die Socken um das Hiatamadl abzuholen. Wo wusste ich zwar nicht genau, aber sinngemaesz erstmal zum Hafen. Vorher noch beim Zollamt vobeigeschlaendert und ebenfalls auf die Auszenstelle im Hafen verwiesen worden. Also schraeg ueber die Strasze und am Pfoertnerhaeuschen meinen Australischen Fuehrerschein gegen einen Besucherausweis eingetauscht. Dann bin ich kreuz und quer uebers Hafengelaende gelatscht, vorbei an museumsreifen Limolastern, ollen vietnamesischen Handelskaehnen, Containertuermen und einigen halb verfallenen Gebaeuden, aus denen es nach Pisse stank. Zufaellig traf ich jemanden mit der aufschrift des australischen Transportunternehmens auf dem Hemd, der auch noch Englisch sprach und mir erklaerte, das Motorrad sei gar nicht hier, sondern auf dem Firmenhof am anderen Ende der Stadt. Aber jetzt sei gerade die Mittagszeit angebrochen, ein Besuch lohne sich fruehestens in zwei Stunden. Also wollte auch ich nun eine Siesta einlegen und Kokosnuss am Meer trinken.

Als ich an der Strandpromenade entlanggelaufen bin, sprach mich unerwartet ein Juengling auf englisch an und wollte wissen woher ich komme, wies mir so geht und ob ich schon mal mit einem Jungen Sexualitaet praktiziert habe. Hier in Timor sei das ganz normal und er wuerde wirklich gerne mit mir pimpern, denn aus Erfahrung wisse er, dass Europaeer deutlich groeszere Schwaenze besaeszen, als die meisten Asiaten. Und wie grosz meiner denn sei? Da das Kerlchen wirklich charmant und freundlich war, liesz ich mich auf eine Koitalkonversation ein… Er gab mir zu verstehen, das wir nicht sofort hart ficken muessten, sondern auch mit Geschmuse und oralem Plaisir beginnen koennten. Und ob ich hier in einem Hotel wohne und eine Telefonnummer besitze, denn er habe eine, falls ich die wolle. Wir koennten auch im Meer baden gehen, oder ein paar Fotos machen! Leider musste ich auf seine Fragen stets abwehrend beantworten, denn ich bin kein guter Schwimmer und wohne weder im Hotel, noch habe ich ein Telefon. Aber ich riet ihm, mal im oertlichen Hostel vorbei zu schauen, denn dort sind sicher ein paar europaeische Backpacker, die sich gern horizontal bedienen lassen wollen. So schieden wir also, er etwas enttaeuscht aber nicht ungluecklich, ich jedoch sehr erheitert und gingen unserer Wege.

Ich entschied, lieber noch etwas Geld zu wechseln vorher und huschte schnell zur Bank. Naja, innen war leider schon die halbe Stadt versammelt und wollte Geld abheben. Also wartete ich wieder eine Weile (mit einem lustigen “Reise-nach-Jerusalem” Stuhlrueckprinzip: wenn einer aufsteht und zum Schalter geht, ruecken alle nach einander zum jeweils nachsten Stuhl weiter). Am Schalter wurde mir erklaert, dass eine Geldwechselung einige Zeit Dauern wuerde und ich zu gegebener Zeit aufgerufen werde. Als ich die Bank verliesz, war es gegen halb vier und so beschloss ich, Lieber mit einem ortskundigen Taxifahrer zum Containerhof zu fahren. Nen gelben Hobel hergewinkt und eingestiegen. Kein englisch, war ja klar. Taxifahrer kennen aber schlieszlich Hinz und Kunz und nachdem sich etwa ein halbes Duzend Kumpelz um das Auto versammelt hatten, konnte uebersetzt und der Bestimmungsort grob festgelegt werden.

Taxis in Timor:

-fahren hoechstens 30km/h (alle anderen immerhin bis zu 40)

-haben so stark getoente Scheiben, dass man fast nichts raus sieht

-fahren stets im hochstmoeglichen Gang, sodass die Drezahl dreistellig bleibt und der Motor geradeso nicht abgewuergt wird

-verfuegen nicht ueber funktionstuechtige Federelemente

-bejahen stets die Frage nach Englischkenntnissen

Angekommen erzaehlte mir die Buerofrau, dass sich mein Mopped tatsaechlich hier befand, aber der Zollbeamte vor Ort nur ueberprueft, jedoch keine Papiere abstempelt. Dafuer ist das Hauptzollamt zustaendig, direkt gegenueber vom Hafen, ja wusste ich ja nun schon. Und wenn ich mich beeile, schaff ichs vielleicht in der reichlichen Stunde bis Bueroschluss. Also wieder rausgeflitzt, wo das Taxi natuerlich schon weg war. So abgelegen gabs selbstverstaendlich auch nix (auszer nem Buedchen, wo ich Wasser kaufte). So bin ich losgemichelt, um hoffentlich auf der Hauptstrasze (Avenida Presidente Nicolau Lobato; was fuer ein geiler Straszenname!) wieder ins Zentrum zu kommen. Aber schon in der nachsten Kurve stand ein Taxi. Zwar wieder kein Englisch, aber nun konnte ja mein Zeigefinger die Marschrichtung vorgeben! Im Hauptzollamt sagte man mir, dass hier die Papiere keinesfalls gestempelt werden koennen, sondern nur im Hafen, ganz egal, wo sich das Motorrad befindet. Im Hafen fand ich die Zollstation, aber als ich mein Carnet de Passages vorzeigte, schuettelte man den Kopf und schickte mich in ein Containerbuero gegenueber. Da drin befanden sich vier Raeume; ein Wartezimmer, zwei verwaiste Bueros und ein Zimmer voller Akten. Aber nicht in Regalen sodern direkt auf dem Fuszboden, wuest hingeschmissen, etwa einen meter hoch. Ich wartete noch ein paar Minuten und bin dann wieder zurueck zum anderen Buero. Diesmal durfte ich reinkommen und wurde nach hinten in ein schaebiges, verquarztes Abteil geleitet, wo ein sehr betrunkener Beamter wankend auf dem Stuhl sazs, sogar ein biszchen Englisch lallen konnte und mir innerhalb von zwei Mintuten alles abgestempelt hat, wo ich hingezeigt habe. Keine Ahnung, ob der zustaendig war, aber er haette mir vermutlich auch ne Serviette oder die Kriegserklaerung abgefertigt! Taxi zum Containerhof und zehn Minuten vor Ladenschluss noch alles erledigt. Der freundliche Packarbeiter war so Begeistert von der Maschine, dass er alles anfassen und begucken musste und mich immer wieder zu diesem Riesengeraet beglueckwuenschen, denn hier haben die Leute nur ganz kleine… Der Zollmann vor Ort war weniger enthusiastisch, denn es war Mittlerweile Feierabend. Daher brach er die Kontrolle auch in der Haelfte ab und schlurfte von dannen. Ich verabschiedete mich noch vom Arbeiter und schwang mich auch in den Sattel…erstmals im Verkehr Asiens.

So brach ich dann ein paar Tage spaeter aus Antonios Haus nach Kupang auf. Weil ich natuerlich erst gegen Mittag losgekommen bin, musste ich kurz nach der Grenze in Atambua uebernachten. Leider war dort gar keine Karte zu finden, weshalb ich im Hotel, wo es Internet gab, mir mit dessen Hilfe selber eine malte, die mich zum einzigen Backpackerhostel in Kupang fuehren sollte. Die Fahrt selbst war sehr angenehm, da die Straszen, zumindest in West Timor, groesztenteils von guter Qualitaet sind (abgesehen von einigen Spitzkehren, wo ploetzlich der Asphalt unangemeldet aufhoert und nur noch grosze Felsklumpen liegen). Selbst die langsamen LKW, die gluecklicherweise niemals Anhaenger mitfuehren, stellen Dank ueberlegener oesterreichischer Antriebspower kein ernstes Hindernis dar. Das fahren gleicht also einer taendigen achterbahn mit lauter bergen, taelern und vielen Kurven! Mit dem Paradiesambiente aus Palmen, kleinen Huetten, herumlaufenden Ziegen und Kuehen sowie Frucht- und Flaschenbenzinstaenden vergeht die Fahrzeit wie im Fluge!

Schoen wenn man trotz sehr sporadischer Hinweisbeschilderung, selbergemalter Straszenkarte und voelligem Sprachunvermoegen exakt, ohne nur ein einziges Mal falsch gefahren zu sein, am Lavalon-Hostel mitten in Kupang ankommt. Wie freute ich mich auf eine Mahlzeit, ein kuehles Bier und ein Paar Tipps in englischer Sprache von einem Ortskundigen. Unschoen, wenn man dann mitbekommt, dass es wegen Renovierungsarbeiten ersatzlos geschlossen ist. Als einziges Hostel der Stadt, ohne Hinweis auf der Homepage. Vielen Dank, liebes Lavalon-Team!

Also musste ich die Nacht in einem nahegelegenen Hotel verbringen, wo ich mich nach den Weiteren Reisemoeglichkeiten umtun wollte. Das Hotel Susi erwies sich jedoch als das runtergekommenste Dreckloch, in welches ich je einen Fusz gesetzt habe (Fotos). 75000 Rupien/Nacht waren da wohl auch noch ein extra “Bloedheitsaufschlag fuer Weiszbrote”. Aber geschlafen hab ich dennoch ganz gut und am naechsten Tag im Evergreen Homestay eingecheckt, was sehr nett ist. Morgen will ich dann zum Faehrhafen, wo anscheinend ein Schiff nach Sumba faehrt…

Noch ein kleines Raetsel zum Abschluss: Auf einem der Bilder sieht man einen Ort, wo sich etwas ereignet hat, wovon jeder schonmal gehoert hat? Hinweis: es hat entfernt mit NSW/Australien zu tun.

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22 Antworten auf Dili – Kupang

  1. Hanni sagt:

    HAHAHAHA, was ein toller Abschluss für diesen coolen Tag dein neuer Bericht doch ist!!!

  2. bica sagt:

    Merke: Lachen lässt Schmerzen vergessen und ich hab sowas von vergessen…!

  3. Altmeister sagt:

    Wir haben uns köstlicht über deine Erlebnisse amüsiert. Hoffentlich geht es bei allen Zollkotrollen so unbürokratisch glatt.

  4. Ludwig sagt:

    Immer hart bleiben! Ok, ich werd auch mal nen sinnvollen Kommentar abgeben, beim nächsten Mal! Eine Tonne Respekt und lern doch ein paar Worte Portugiesisch, beste Sprache!

  5. The Timo sagt:

    Passierschein A38! Coole Story, mein nächster Flug nach Sydney ist für Ende des Jahres gebucht :D

  6. Micha sagt:

    Hehe. Wenn ich die Fotos meiner Freundin zeige, sieht sie das Hostel in Rom auf einmal aus einer ganz anderen Perspektive. ;P Mach weiter so. Ich bin gespannt, wo es Dich noch hinverschlägt.

  7. robroy sagt:

    he roadwarrior… sehr geile texte, alddaaa!! sehr gefallen hat mir die lover boy anekdote.
    wünsch dir unfallfreie tour, keine bösen menschen und tausend schöne momente!!und denke dran: im herbst im mañana! vor der lausitz!! gruß rob

    • The Ralf sagt:

      In Stein gemeiszelt! Wie gehts Kindern und Kegeln?

      • robroy sagt:

        Achso, ja Baby ist nun 2 Monate alt, supergsund..Name: Marie Meta.., der Mom , also meiner Liebsten gehts auch sehr gut…das Bad im Wasser des Ashburton war also ein Taufbad der guten Laune.. habe übrigens einen mañana Urania Club für wilde Reisende gegründet..möchte Dich unbedingt als Clubmember gewinnen..d.h. du hälst in unserem Club auch einen (oder folgende viele) Diavorträge über Deine Reisen..unbedingt! Meinen Respekt für Deine Tour ist Dir sicher!!

  8. Ronko Zar sagt:

    Wie schön, dass dir nach Monaten der Entsagung endlich wieder körperliche Nähe anvertraut wird. Doch denke dran, je öfter du dankend ablehnst, desto interessanter wirst du. Ich hoffe du kannst dich vorher absetzen und wünsch Dir gute Weiterfahrt.

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