Die Tempel der Khmer

Angkor Thom

Die ersten 20 km aus Bangkok raus dauerten etwa zwei Stunden. Das lag aber nicht nur am Verkehr, sondern auch an meiner Orientierungslosigkeit. Dann gings aber zuegig weiter bis zur Grenze, wo ich mir auf thailaendischer Seite eine Uebernachtung suchte (netterweise in einem “Inter Hotel”; Bezahlung erfolgte allerdings in Baht (nicht zwangslaeufig in Devisen)). Am naechsten Tag ging es ueber die etwas chaotische, aber sonst problemlose Grenze. Auf der gut ausgebauten Landstrasze fuhr ich durch endlose Reisfelder fast schnurgerade nach Siem Reap. Unterwegs hielt ich an einem Imbissstand, wo ein alter Mann an einem Tisch sasz und ein Telefon betuttelte, als haette es unschaetzbaren Wert. Allerdings war es nicht angeschlossen. Nach knapp 10 Minuten Ueberzeugungsarbeit gelang es mir, auch eine Schale der angebotenen Reissuppe zu erhalten, die man anscheinend fuer den Verzehr durch baertige Weisze fuer unwuerdig erachtete. Diese bekam ich auch gratis, wohingegen man sich das Flaschenwasser fuerstlich bezahlen liesz. In Siem Reap angekommen, suchte ich mir aus dem sehr reichen Angebot eine kleine Pension aus. Ueberhaupt scheinen 90% der Gebaeude hier direkt mit dem Tourismus in Verbindung zu stehen.

Aus gutem Grund, wie sich bald herausstellen sollte! Den ersten meiner zwei vollen Tage, die ich in SR verbrachte, nutzte ich zum Ausschlafen und um auf meine Waesche zu warten, die ich im Hause waschen liesz. Gegen 1530 hatte ich meine Hosen wieder und machte mich auf den Weg zum Tempelareal. Erst bin ich am Eintrittskartenverkaufsgebaeude vorbeigefahren, weil es keinen erkennbaren Eingangsbereich gibt. Das hatte man anscheinend ueber Funk gemeldet und daraufhin wurde ich von Parkwaechtern angehalten und sehr freundlich auf die Ticketbude verwiesen. Dort angekommen wurde mir erklaert, dass, wenn ich noch bis 1700 warte, gleich ein Ticket fuer den Folgetag kaufen koenne, mit welchem ich dann auch schon heute bis Sonnenuntergang rein duerfe. Prima, das ist Kundenservice! Also hab ich die knappe Stunde, die mir blieb, genutzt, um mir im Museum einen kleinen Ueberblick ueber die Tempelanlagen und die Geschichte der Khmer zu verschaffen. Sehr empfehlenswert!

Die letzten zwei Stunden bis zum Einbruch der Nacht kurvte ich mit dem Mopped auf den Straszen zwischen den unglaublich vielen Tempeln, umgeben von dichtem Dschungel, herum. Das Gelaende ist riesig. Da es schon spaeter war, gab es kaum noch andere Touristen oder nervige Verkaeufer. Den Zentralbau der Tempelanlage Angkor Thom, Bayon, hatte ich praktisch fuer mich alleine. Kurz bevor die Sonne unterging, fuhr ich jedoch zum Angkor Wat, welches aber schon geschlossen war. Da inzwischen Wolken aufgezogen waren, gabs leider auch keine coolen Abendlichteffekte. Dafuer erstarben sofort nach Sonneuntergang alle Geraeusche. Stattdessen erhob sich ein ueberaus unheimliches, sphaerisches Grillengezirpe. Leider wurde ich nun aber auch von den Waechtern verjagt.

Am naechsten Tag begab ich mich zuerst zum Ta Phrom Gelaende. Diese Anlage ist groesztenteils ruiniert und teilweise von riesigen Baeumen ueberwuchert. Derzeit finden massive Bemuehungen statt, die Bauten in ihrem Zustand zu stabilisieren, was zwar einerseits nett fuer nachfolgende Generationen ist, andererseits auch einiges an Charakter zerstoert. Denn irgendwie sind jene Ruinen ja auch ein Mahnmal fuer die Vergaenglichkeit von allem und allen. Auch wenn es uns Menschen einen Stich in den Stolz versetzt: Ob Hochkultur oder einzelnes Menschlein- nichts bleibt bis in alle Ewigkeit.

Nachdem ich auch an anderen, nicht eben winzigen Tempeln vorbei kam, begab ich mich schlieszlich wieder auf die Hauptstrasze durch die Tore von Angkor Thom zum groszen Tempel. Allein die Torhaeuser und die Fahrdaemme, gesaeumt von Reihen riesiger Steinmaenner (leider meist enthauptet) die ebenso riesige Steinschlangen tragen, erfuellen den Besucher der alten Stadt mit Respekt.

Angkor Wat selbst ist die groeszte Tempelanlage des Areals (und von ganz Kambodscha). Natuerlich sind dort auch die meisten Touristen. Allerdings verebbt der Besucherstrom schlagartig, wenn man die Anlage ueber den oestlichen (Hinter)Ausgang verlaesst. Abgesehen von einigen Moenchen und Mopeds kommen nur selten Besucher zur Hinterseite. Dort ist es still…

 

Dieser Beitrag wurde unter Asiengammeln, Sightseeing veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

4 Antworten auf Die Tempel der Khmer

  1. bica sagt:

    Viele tausend km allein auf einem Motorrad- da kann man schon zum Philosophen werden, erst recht im Angesicht dieser Monumentalwerke…

  2. The Ralf sagt:

    Jaja, die Reise ins ich…

  3. robroy sagt:

    die reise bist du… he dude ich mag deinen style

Hinterlasse einen Kommentar zu robroy Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>