Bangkok Breakdown

Mekong, Inseln, goldener Buddha

Kurzer Stand: Nach Kambodscha und ein paar Tagen Laos musste ich abbrechen und das Land aufgrund staerker werdender technischer Probleme verlassen: Oelverlust und sehr ungesunde, klappernde Motorgeraeusche. Leider befindet sich in Laos keine KTM-Werkstatt. Weil ich sowieso den Plan hatte, nach dem Ende der Laos-Tour nach Bangkok zurueck zu kehren und das Motorrad per Luftfracht ueber die verbotene Zone (Birma) nach Nepal zu fliegen, lag Big B wieder auf der Hand.

Zuvor bin ich natuerlich erstmal von Phnom Penh aus nach Norden gefahren. Die Straszen aus der Hauptstadt heraus waren ausschlieszlich Baustellen, was aber aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens viel Spasz macht! Dann bis Kratie (gespr. Kratije), wo ich fuer eine Nacht geblieben bin. Der Hotelbesitzter hat dem Hiatamadl netterweise einen Uebernachtungsplatz im benachbarten Schuhladen angeboten! Hat se sich sehr gefreut! Der kleine Ort ist sehr urspruenglich und dennoch voller kleiner Hotels mit Individualtouristen drin. Anscheinend kommen diese da hin, um sich den Mekong anzusehen oder so.  Von dort aus bis zur laotischen Grenze gabs kaum noch andere Verkehrsteilnehmer und der Highway war eher sporadisch asphaltiert. Sehr schoen! Die kambodschanischen Posten erreichte ich in stroemenden Monsunregen. Ein nagelneues, praechtiges Gebaeude mit mehreren ueberdachten Durchfahrtsschleusen, wie man sich das so vorstellt. Allerdings steht alles leer. In einem der kleinen Glashaeuschen sasz ein Mann in Zivil, der mein Carnet kurz abstempelte und dann wieder die Fuesze auf den Schreibtisch legte und mit seinem Smartphone spielte. Vorm Glashaeuschen nebenan ging ein Uniformierter einer aehnlichen Beschaeftigung nach, und hatte anscheinend ueberhaupt keine Aufgabe, denn zum Pass ausstempeln verwies er mich zu einer Holzhuette an der Schranke, ca 300m entfernt. Da es unvermindert stark regnete, wartete ich ca. eine Stunde, dann machte ich mich bei mittelstarkem Niederschlag schlieszlich auf. In der Bretterbude befanden sich etwa fuenf nicht uniformierte Jugendliche, die mir ein paar Dollar “Bearbeitungsgebuehr” abluchsten und meinem Pass um weitere Stempel bereicherten. Dann  fuhr ich weitere 200m zur naechsten Schranke mit Bretterbude. Laos. Dort bekam ich weder Pass-noch Carnetstempel, vorzeigen musste ich trotzdem alles und auch “Bearbeitungsgebuehr” bezahlen. Dann ging ich zur naechsten Huette, wo ich das Visum beantragte und dafuer ca. 30 USD bezahlen musste, zzgl. ein paar Dollar “Bearbeitungsgebuehr”.  Bevor ich meinen Pass nach etwa 10min abgestempelt wiedererlangte, hatte ich jedoch noch ein paar Dollari Sonntagsgebuehr zu entrichten. Leider waren meine 1$-Federal Reseve Noten (So heiszt der US-Dollar offiziell) inzwischen alle. Nur noch 20er, und das war mir zu teuer. Also musste ich einen meiner beiden seit ueber 2 Jahren mitgeschleppten 5 Euro-Scheine opfern. Als ich dem skeptischen Grenzer erklaerte, dass seien fast sieben Dollar, brach auf seinem Gesicht Weihnachten an und er erklaerte mir den Weg bis fast nach China hoch und verabschiedete mich dann wie seinen eigenen Bruder. Hoffentlich hat er den Fuenfer mittlerweile eingetauscht. Wer weisz, ob er demnaechst noch ne Schuessel Reis wert ist… Insgesamt verbrachte ich etwa anderthalb Stunden an dieser einzigen offiziellen Landesgrenze zwischen den beiden Laendern. Kein Fahrzeug auszer meinem passierte die Grenze! Etwa fuenf km landeinwaerts war der Zollposten, wo ich das Hiatamadl einzustempeln hatte. Ohne “Bearbeitungsgebuehr”!

Kurz darauf sprach ein verwaschenes Hinweisschild vom volumenreichsten Wasserfall Asiens. Na, dachte ich, gucken kostet ja nix… Doch, sechs USD. Aber dafuer konte man auch fast ganz ranfahren. Es war zwar alles proppevoller Touristen und der Wasserfall war eher ne Stromschnelle, gelohnt hat sichs trotzdem, denn im Mekong waehrend der Regenzeit sieht auch ne Stromschnelle ziemlich moerderisch aus!

Tim hat mir die 4000 Islands auf dem Mekong als ideal empfohlen, um n paar Tage rumzuhaengen. Diese liegen im Mekong, als eine Art Binnendelta und sind echt sehr schoen. Dort wollte ich auch mal gucken, was mit dem Mopped los ist, da es erst seit Kratie jene Geraeusche machte. Zur Hauptinsel errichten chinesische Bautrupps gerade eine Riesenbruecke. Davon stehen jedoch erst die Pfeiler, also wird per “Faehre” uebergesetzt. Als ich am Anlegepunkt war, wurde ich zurueck geschickt, denn die Boote seien zu klein fuer meine beleibte Maid. Wieder vier km zurueck, wo ich vorher schon mal war und dachte ich sei falsch. Inzwischen setzte der naechste Monsunregen ein.  Ich fand dann eine Betonrampe, die in den Fluss fuehrte, in deren Naehe einige Fahrzeuge warteten und wo eine Art Brueckenpontonelement im Mekong trieb, an das mittig ein kleines Boot mit wackeligem Dach gekettet war, worunter sich zwei Typen vorm Siffwetter verkrochen hatten. Ich hielt an der Rampe an und guckte. Keiner fuhr drauf, keiner reagierte auf mein Winken und Zeigen. Ja leckt mich doch, dachte ich und zischte auf den Ponton und parkte die Karre. Als ich abgestiegen war, wurde ich unter das Dach gewunken, da es mittlerweile so goss, das man sich beim Einatmen verschluckte! Auf dem Boot unterm Dach erkannte ich schlieszlich das Prinzip: Die kleine Barkasse bestand fast ausschlieszlich aus Motor! Ein alter Isuzu Sechszylinder-Diesel samt Getriebe war in den Rumpf geschraubt. Vom Getriebe aus geht die Kardanwelle direkt  nach hinten raus und endet wohl in der Schiffsschraube. Oberhalb dieses Antriebs ist ein Stuhl und ein Lenkrad eingebaut, was offensichtlich das Ruder bedient. Am rechten Fusz des Kapitaens befindet sich ein Kupplungspedal. Kurz nachdem ich mich gemuetlich hingesetzt hatte, die beine ueber dem Motor baumelnd, entschieden auch die anderen Autofahrer, dass man nun an Bord koenne. Nun setzte der Kapitaen einen Mundschutz auf und drehte den Zuendschluessel. Der Isuzu erwachte bruellend zum Leben und stiesz schwarzen Rusz aus dem Auspuffrohr, welches intelligenterweise UNTER dem Wellblechdach endete. Die Motorkuehlung wurde realiesiert, indem man statt nem Kuehlkreislauf einfach Mekongwasser durchpumpte und den Kuehler weg liesz (nicht allerdings den Ventilator, Vorsicht mit den baumelnden Fueszen!). Dann trat der Kaeptn aufs Pedal und rammte mittels einem Eisenrohr, welches ins Getriebe fuehrte, einen Gang rein, gab Vollgas, und drueckte den mittlerweile vollen Ponton irgendwie schraeg gegen die Stoemung zum anderen Ufer zu. Herrlich! Dazu gibts leider wegen dem Regen keine Fotos, aber ein Helmkameravideo. Das kann ich aber nicht zeigen, dazu spaeter mehr.

Auf der Mekonginsel Khong angekommen, irrte ich noch ein wenig umher, bis ich schlieszlich die paar kleinen Hotels fand, die alle nebeneinander lagen. Ich entschied mich fuer eins mit Unterstelldach und am naechsten Tag untersuchte ich mein Gefaehrt. Aeuszerlich war jedoch kein Defekt festzustellen, abgesehen von einer leckenden Dichtung am Primaerrietzel. Weil es ein netter ruhiger Ort war, verbrachte ich noch einen weiteren Tag, auf der fast touristenleeren Insel, nur ein paar franzoesische Paerchen in ihren 50ern waren zugegen.

Und so entschied ich, bis nach Pakse ca. 120km noerdlich zu fahren und dort den Mekong und die thailaendische Grenze zu ueberqueren, solange das Hiatamadl noch faehrt. Von der Insel runter kam ich diesmal mit einer aus mehreren Kaehnen und Brettern verbundenen Kleinstfaehre, deren Kapitaen mir tatsachlich 50 000 Kip abluchste und auch nicht mit sich handeln liesz.

An der Grenze angekommen, wollte man mich dann leider nicht nach Thailand einreisen lassen, da ich keine thailaendische Kfz-Versicherung vorweisen koenne. Meine Beteuerungen, das Mopped sei bereits versichert, interessierten die Dame im Glashaeuschen nicht. Auf meine Frage, wo ich denn eine thailaendische Versicherung herbekommen soll, wenn ich doch grade erst einreise, schickte sie mich in das grosze Gebaeude nebenan.

Nach einigem Durchfragen landete ich schlieszlich bei einem Offizier oder sowas, der mich zurueck nach drauszen zur Dame im Glashaus geleitete, irgendwas mit ihr sprach und sich dann wieder verduennisierte. Nun machte die Dame anstandslos ueberall Stempel rein und ich durfte weiter. Als die Nacht hereingebrochen war, fand ich schlieszlich nach einigem Rumfragen am Rande eines Provinzstaedtchens eine Art Ferienhausanlage, wo ich fuer ein laecherliches Entgelt eine Top-Unterkunft incl. WiFi, Klima und heiszer Dusche bezog. Auf der anderen Straszenseite asz ich dann das beste thailaendische Essen bisher: Knusprige Schweinewuerfel mit einer undefinierbar-leckeren Sosze auf Gruenzeug und Reis!

Am naechsten Abend erreichte ich Bangkok, nach vielen Tagen Dauerregen sogar mal wieder trocken! Am naechsten Morgen wollte ich die oertliche KTM-Vertragswerkstatt aufsuchen. Die Wegweiserkarte auf der KTM-Webseite zeigte mir mehrere Optionen. Ich uebertrug zwei in meinen Stadtplan und warf mich in den Stau. Dank der coolen Hochstraszen gibts in Bangkok Stau sogar auf bis zu drei Ebenen! Die erste Werkstatt erwies sich nach ca. dreistuendiger Suche als sumpfiges Brachland. Negativ. Die Zweite Adresse entpuppte sich als Filmstudio (ja, ich bin mittenrein gefahren, keiner hat mich aufgehalten, erst die Arbeiter einer Requisitenwerkstatt wiesen mich drauf hin). Na gut, Fehlanzeige. Ich hielt bei einem Moppedladen in der Naehe und fragte. Der Besitzer gugelte und telefonierte beflissen herum, auch weil er wohl zutieftst beeindruckt von meiner Fahrt war. Die so herausgefundene Adresse war ca. fuenf km entfernt. Da es schon Freitag Nachmittag war, musste ich nun etwas aggressiver fahren, um vorwaerts zu kommen. Bei der Werkstatt angekommen, teilte man mir mit, dass man die Konzession von KTM gerade erst angenommen hatte, jedoch noch keinerlei Infrastruktur bestuende. Ich solle es doch einfach in der Hauptfiliale von Bangkok probieren, diese zeichne man mir gerne in die Karte ein. Entfernung ca. 10 km in Richtung City. Easy! Nun war meine Beherrschung auch auf ein gefaehrlich kleines Masz zusammengeschrumpft. Gnadenlos quetschte ich mich jetzt auch noch durch Luecken, die definitiv zu eng waren. Bei einem gelben New MINI musste der rechte Auszenspiegel dran glauben. Waer ich doch fast hingeflogen wegen dem dusseligen Affenprinzen! Ne gute Stunde und viele Flueche (fuer die ich bestimmt wegen sodomitischer Perversion und Majestaetsbeleidigung oder sowas im Knast gelandet waere, wenn sie jemand verstanden haette) spaeter  hatte ich es dann geschafft! Orange und schwarz leuchtete das Corporate Design auf drei Meter groszen Schildern auf! Als ich in den Hof einrollte, ging der uniformierte Wachmann korrekt in Grundstellung und grueszte mit der Hand an der Muetze! Noch rollend grueszte ich, zu Traenen geruehrt, zurueck! Als ich mein klapperndes, verdrecktes und bepacktes Schlachtross schlieszlich aus machte und abstieg, hatte sich bereits die gesamte Belegschaft um mich gescharrt und machte kollektiv ein Gesicht, als ob sich gerade der Himmel geoeffnet haette und ich auf einem gleiszenden Lichtstrahl daraus in den Hof hernieder gefahren waere. Man teilte mir dann mit, dass leider der Chef nicht da waere und ich Montag wiederkommen muesse. Aber das Motorrad koenne ich gern da lassen. Mehr wollte ich ja auch nicht!

Um den Rest etwas abzukuerzen: Mein Gefaehrt ist komplett zerlegt, auch der Motor. Ein Kugellager am einlassseitigen Kipphebel ist festgegangen. Dadurch hat sich die Nocke abgeschliffen. Neu: Nockenwelle, Kipphebel, Lager, Steuerkette, diverse Dichtungen. Also Ersatzteilliste nach Dtl. gemailt, Ersatzteile per DHL (ja, wieder mit den Flachpfeifen, weil sich private Versandunternehmen (UPS)  leider weigern, Ersatzteile fuer Privatkunden zu befoerdern) sind unterwegs. Wohl wieder zwei Wochen. Der Transportflug is fuer den 21.08. gebucht. Die Zollfreiheit fuers Mopped endet am 22. Is mir scheiszegal! Wenns nicht da is, haue ich das Mopped in Teilen einzeln in die Kiste! Dummbraesige Versandvollhonks! Ohne Mist, das naechste Mal spendier ich jemandem nen Flug nach Bangkok, dann is es in 12 Stunden da! Wie die Hoehlenmenschen wird sich angestellt! Und das Schlimmste is, ich kann niemanden anschreien! Kann ja keiner persoenlich dafuer, das nervt am meisten! Falls jemand konkrete Vorschlaege zu dem Problem hat, bin ich ganz Ohr!

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8 Antworten auf Bangkok Breakdown

  1. Tobias sagt:

    Oje, da hoffe ich, dass die Teile bald bei dir ankommen. Ist ja merkwürdig dass UPS das nicht macht :( Hast du in Bangkok schon den Grand Palace und Tempel besichtigt?

  2. Ronko Zar sagt:

    Ich wäre bereit Teile durch die Gegend zu fliegen, wenn du den Flug spendierst. Dann könnten wir gemeinsam im Stau randalieren oder einfach mal wieder ne Schüssel Reis teilen. Ich meine Reisschnaps. Was empfiehlt sich denn so an Alkoholika?

    • The Ralf sagt:

      Hier gibts recht billigen Thai-Whisky. Aber ich hatte bisher noch keinen Mumm, den zu trinken. Aber Staurandalieren macht auch Spasz! Ich frag mich, ob ich je wieder zu europaeisch-biederem Fahrverhalten zurueckfinden kann…

  3. Matse sagt:

    Kauf am besten gleich zwei Tickets. Ich wär dabei. Bin kommende Woche in Polen, das ist ja fast schon der halbe Weg. Ronko ist ja bald noch näher ;)

  4. robroy sagt:

    dduuu raalfffhe, mach doch ma bischen joga odda tandraa, dda baun sisch die aggressione ab..bist doch nun im land des lächelns..

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