Nun hatte ich das Mopped zurueck, schnurrt auch wieder wien Kaetzchen, und dachte, jetzt kann ich ja noch mal ne kleine Sightseeingtour unternehmen. Also war ich gestern beim Groszen Palast und danach beim liegenden Buddha. Als ich da wieder raus kam, war mein Gefaehrt umgefallen, trotzdem ichs auf den Bockstaender (schoenes Wort!) gestellt hatte. Laut schimpfend und fluchend naeherte ich mich und sah, dass der Asphalt anscheinend zu weich war und an einem Staenderrohr (noch schoeneres Wort!) nachgegeben hatte, woraufhin das Mopped umgefallen war. Sofort richtete ich es wieder auf und bemerkte die naechste Bescherung: Kupplungshebel abgebrochen! Da Sonntag war, haette ich, auch wenn es welchen gegeben haette, keinen Ersatz besorgen koennen, denn am siebten Tage ruhen anscheinend auch Buddhisten. Nun hatte ich am Folgetag (heute) um 0900 den Termin zur Verpackung zwecks Luftverschickung. Das Malheur passierte gegen 1700 nachmittags. Also noch 16 Stunden Zeit, um zu einer Loesung zu kommen oder den ganzen Nepaltransportplan in die Tonne zu kloppen. Meine Laune war sehr schlecht und das ist kein guter Naehrboden fuer Kreativitaet. Alle kurzen Ideen musste ich schnell als Unsinn abtun, weil zum einen so kurzfristig keine Ersatzteile lieferbar sind, zum anderen eh alle Werkstaetten zu hatten: Bei KTM fragen? Negativ; Sonntag. Ein neues aus Stahl basteln? Negativ, Werkstaetten zu, dauert zu lange. Flicken mit Kabelbinder und Isoband? Negativ; Bloedsinn. Kurz: mir fiel absolut nichts ein.
Dann hielt ein Tuktuk. Der Fahrer stieg aus und erkannte mein Problem. Er gab mir zu verstehen, ich moege nur einsteigen, er wisse schon wohin… Das sollte mich wundern, dachte ich, sagte Okay, aber erst muesse noch das Ende des abgebrochenen Hebels ausgebaut werden. Da nebenan eine Baustelle war, flitzte der Tuktukmann los und kam eine Minute spaeter mit nem Arbeiter im Schlepptau wieder, der uns bereitwillig seine Werkzeugkiste zur Verfuegung stellte. Schnell war der kaputte Hebelrest ausgebaut, wir aufgesessen und das Motordreirad bollerte los. Mit Affenzahn zu nem Ersatzteilhaendler, der sogar offen hatte, aber natuerlich keinen passenden Hebel. Der Verkaeufer riet aber, den Hebel schweiszen zu lassen. Nun gings wieder los, in Hoellentempo zu mehreren zuen und schlieszich einer offenen Schlosserei. Natuerlich gabs kein Aluschweiszgeraet. Aber ein aelterer Herr, der gerade zu einem Schwaetzchen beim Schlosser war, sagte, er kenne einen anderen Schlosser, mit Alubrutzel. Der hat aber zu. Er hat aber die Telefonnummer, es sei gleich die Strasze runter und man solle da warten. Der aeltere Herr holte vor der Schlosserei sein Telefon raus und bequatschte den anscheinend etwas wiederwilligen Schlossermeister, er moege doch bitte fuer ein paar Minuten herunterkommen, es handle sich um einen Notfall. Und wenige Augenblicke spaeter erschien der Meister tatsaechlich in Badelatschen, kurzer Turnhose und sich ein rotes T-Shirt ueberwuergend, um das Gatter aufzuschlieszen. Wortlos nahm er das Werkstueck entgegen, machte die Kiste an und zehn Minuten spaeter hatte ich den Hebel in der Hand, geschweiszt (Alu-WIG: wirst alt wie ne Kuh, lernst immer noch dazu!), geschliffen, so dass alles aussah wie neu. Dafuer wollte er auch gleich 200 Baht (ca. 5 EUR) haben. Ich haette ihm vor lauter Glueck sogar 2000 bezahlt, hab ihm dann aber doch nur 300 gegeben. Er war anscheinend recht zufrieden.
Dann machten wir uns auf den Rueckweg. Es daemmerte schon und leichter Regen begann zu fallen. Irgendeine dieser Umstaende, oder die Tatsache, dass die Mission so gut wie abgeschlossen war, veranlasste den Wagenlenker zu voellig apokalyptischem Fahrverhalten. Wie ein Wahnsinniger heizte er durch die Stadt zurueck zum Hiatamadlstellplatz. In den Kurven haengte ich mich vorsichtshalber jeweils zur Innenseite aus dem Todesmodul, auf der “Hohen Kante” sozusagen, um die Fahreigenschaften an die Geschwindigkeit anzupassen. Dieses Verhalten wertete der Pilot anscheinend als Teamwork und gab weiter volle Pulle. Erstaunlicherweise kamen wir unbeschadet beim Mopped an. Kurz: Hebel eingebaut, passte, wie es bei hochwertiger Schlosserarbeit sein soll, 1A!
Heute war ich dann noch bei der Exportfirma, wo mich ein Mitarbeiter der Verpackungswerkstatt auf einem Roller erwartete, um mich zu selbiger zu fuehren. Gottseidank hatte ich die glorreiche Idee, das alles per Helmkamera aufzuzeichnen, denn fuer diesen Kollegen galten auch grundlegende Verkehrsregeln nicht mehr…
Und als Abschluss noch einige Touristenfotos von Bangkok. Leider habe ich lesen muessen, dass Seine Majestaet Koenig Bhumibol Adulyadej Rama IX der Grosze, Herrscher ueber Thailand und dienstaeltestes Staatsoberhaupt der Welt, bereis 2006 mit seiner Frau Sirikit in ein Haeuschen etwas auszerhalb gezogen ist. Man munkelt von Streit mit dem Vermieter wegen staendiger Parties und Zigarettenkippen im Pool.
(Nein, in Wirklichkeit wird der Monarch hier verehrt wie ein Heiliger, die Leute respektieren ihn mehr als jeden Politiker. Seit 2006 ist seine Gesundheit jedoch stark beeintrachtigt, weshalb er sich meist im Krankenhaus aufhaelt und kaum noch oeffentlich auftritt.)
Das Leben an einem Ort ist erst dann schön, wenn die Menschen ein gutes Verhältnis zueinander haben. (Konfuzius)
Wow, als Architekten hatten es die Thailänder (oder deren Vorfahren) schon früher echt drauf. Da möchte man sich glatt in den Zug setzen und mal hinfahren… ich hab grad geguckt, die Deutsche Bahn bietet mir leider nur “Bad Soden im Taunus, Thai Restaurant Bangkok” an
Ich drück Dir und dem Hiatamadl die Daumen, dass Ihr noch viele weitere Stationen schafft. Einen Dank an die Helfer, dass sie Dir Input zum Bloggen geben!
Na Bad Soden klingt doch auch nett! Aber wenn du schon daumendrueckst, dann gerne fuer alle Stationen!