Namaste!

Vom Balkon

Weils mir zu teuer war, bin ich wie gesagt mit Jet Airways ueber Dheli nach Kathmandu (KTM) geflogen. Fuer 200 Euro gabs nicht nur die Fluege und ein Videoentertainmentsystem, sondern auch zu essen und sehr attraktive (wenn auch nicht uebermaeszig bemuehte) Flugbegleiterinnen. Auf dem zweiten Flug von Dehli nach KTM gabs sogar noch gratis Bier, vermutlich um den Passagieren etwas von ihrer Angst vor der Landung auf diesem als gefaehrlich geltenden Flughafen zu nehmen. Diese war auch so ziemlich die abenteuerlichste bisher. Die Maschine (737-800) hat schon im Landeanflug gebockt wie ein Esel, welcher ueber eine sehr weite Stecke aeuszerst niedrig und mit voll ausgefahrenen Landeklappen von statten ging. Direkt nach dem Aufsetzen haute der Pilot die Bremsen rein, sodass der Sicherheitsgurt tatsaechlich von Noeten war, um mich auf dem Sitz zu halten.

Am Flughafen sollte eigentlich jemand auf mich warten, um mich zu meinem Hotel zu schaffen, aber da war keiner. So bin ich mit irgendwem mitgefahren, aber es war das falsche Hotel. Das richtige war gottseidank in Laufreichweite. Dort angekommen stellte sich heraus, dass ich zwar fuer den Vortag gebucht hatte, aber meine Korrekturemail nicht richtig gelesen wurde. Aber das Hotel ist eh fast leer, und so war alles kein Problem. Ich bekam ein Bett im Viererzimmer…im Penthouse! Also aufm Dach mit Blick auf den Affentempel nach Westen. Natuerlich bin ich alleine im Raum. Fuer die etwa neun Euro pro Nacht icl. bombastischem Fruehstueck nehme ich auch das undichte Dach in Kauf!

Letzten Freitag habe ich dann ein indisches Visum beantragt (relativ einfach, dauert nur) und mein Motorrad abgeholt (nicht ganz so einfach). Dazu musste ich erstmal zum Flughafen, um mir im dortigen Frachtbuero die Papiere abzuholen. Dann wieder ein Stueck in die Stadt rein, um nen Geldautomaten zu finden, der meine Karte mag. Der zehnte Versuch glueckte schlieszlich und ich durfte 10000 nepalesische Rupien (NPR) mitnehmen. Damit dann zur nahen Luftfrachtzollhalle, wo ich von ein paar windigen Jungens in einen fensterlosen Raum mit vielen Computern drin gelotst wurde. Dort musste ich meine ganzen Zoll- und Frachtpapiere rausholen und einer der immer groeszer werdenden Traube von Boys hackte alle Daten in eine altertuemliche Dos-Maske. Als das erledigt war, wurde eine Summe auf einen Zettel gekritzelt und mir hingehalten: 12000NRP. Dann schnappte sich einer mein Carnet und verschwand im Gewusel. Ich sagte, ich haette nur 10000NRP, was ja auch stimmte. Dann gab es ne weile Gemaule und Palaver, aber anscheinend war es doch genug, sodass man entschied, mir dennoch zu helfen. Ich wurde nach drauszen geleitet und mit Tabakwaren versorgt. Auch das Carnet tauchte wieder auf, nur leider ungestempelt. Ich muesse leider erstmal 5000 zahlen. In etwa 90 Minuten werde das Motorrad dann herausgegeben und ich haette die restlichen 5000 zu entrichten. Etwa 20 min darauf wurde ich samt Gefolge wieder in die Halle geholt, wo die Hiatamadlkiste gerade auf einem Gabelstapler heran geschafft wurde. Mir wurde nun gesagt, dass ich in einer Stunde fertig sein solle mit zusammen Bauen. Ein Herr fing an, mit Haemmerchen und Meiszelchen Nagel fuer Nagel durchzumeiszeln. Als er nach etwa 10 min das erste Brettl ab hatte, griff ich mir jenes und hebelte, waehrend sich Meister Haemmerlein an Brett Nummer zwei zu schaffen machte, die ganze Kiste auseinander. Nachdem alle Folien entfernt wurden, konnte ich auch mein Werkzeug auspacken und mit Hilfe der Jungens das Mopped aus seiner Bauchlage auf den Bockstaender hieven, um das Vorderrad einbauen zu koennen. Dabei bemerkte einer, dass ich nicht so hetzen solle, mir liefe ja schon der Schweisz! Darauf erwiederte ich, dass es grad noch hiesz, ich muesse in einer Stunde aus der Halle raus sein. Daraufhin waren alle sehr betreten und aeuszerst peinlich beruehrt, denn einem Gast des Landes Kohle ohne Ende abzupressen ist anscheinend legitim, ihn jedoch zu Schweisz treibender Arbeit zu veranlassen, kann anscheinend kein Nepalese mit seinem Gewissen vereinbaren. Als schlieszlich alles wieder zusammen gebastelt und aufgepackt war, musste ich nur noch die restlichen 5000NRP bezahlen sowie meine letzten 20USD an die Torwache abtreten, und durfte auch schon loszischen. In den Kathmanduer Feierabendverkehr!

Heute waren Holly, meine angemietete englische Fremdenfuehrerin, und ich dann aufm Hiatamadl durch die “City” unterwegs. Holly ist zwar genauso lange in KTM wie ich (gleiches Flugzeug), aber plant ihren Trip schon seit zwei Jahren. Daher kennt sie alle Sehenswuerdigkeiten bereits aus Buch und Netz, und brauchte nur noch ne Mitfahrgelegenheit, um diese auch in echt zu sehen. Eine beiderseitige Win-Win-Situation! Ach ja, sie wird hier fuer die naechsten acht Wochen in einem Krankenhaus arbeiten, um das geforderte Auslandspraktikum fuer Medizinstudium abzuleisten….

Nun Bilder:

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11 Antworten auf Namaste!

  1. bica sagt:

    Du machst dir so viel Mühe uns alle auf dem Laufenden zu halten und uns zu unterhalten. Danke dafür! Hoffentlich macht sich auch bald mal wieder jemand anders die Mühe, auf deinen Blog zu reagieren!

    • Banknachbar sagt:

      Auch wenn nicht viele auf den Blog reagieren, bin ich mir sicher es gibt viele begeisterte Stamm-Leser seit der ersten Stunde. Ich gehöre dazu :) … und hoffe natürlich auf viele weitere abenteurliche Momente.

      • The Ralf sagt:

        Ich teile hier die Meinung meines Banknachbarn. Auszerdem ist es ja in der heutigen Zeit mehr als fraglich, ob es noch angebracht ist, ungefiltert seine Meinung ins Internet zu stellen, grade bei kontroversen Themen. Nun sind die Inhalte auf meiner Seite zwar meist unpolitisch, jedoch lasse ich mich dann und wann (wie auch in diesem Artikel) gerne zu einer kleinen Provokation hinreiszen. Mir ist durchaus bewusst, dass viele Leser die Ironie zwar verstehen, aber sich aus berechtigter Angst vor spaeterer Verfolgung keine Aeuszerung dazu leisten wollen. Ich selbst habe meine Unangreifbarkeit in dieser Hinsicht bereits mit dem Ausstieg aus der europaeischen Karrieregesellschaft bezahlt. Da ich stets zu faul war fuer Selbststudium und Karriereleiter, muss ich mir heute auch keine Sorgen um den moeglichen Verlust des Erreichten machen, denn ich habe ja nichts erreicht, was ich verlieren koennte.

        Daher freue ich mich auch weiterhin ueber Kommentare, besonders ueber kritische und kontroverse. Aber auch bei deren Ausbleiben werde ich meine Arbeit hier fortsetzten, schon allein in eigenem Interesse.

  2. fanie sagt:

    oh, so bunt und schoen!
    :)

    bezueglich der meinungsfreiheit. egal was die moechtegern-polizeistaaten so tun. ich sag lieber was ich denke, und bezahl dafuer irgendwann einmal mit dem rauswurf aus der null-acht-fuffzehn-gesellschaft… leb mal vier jahre in einem landkreis der durchschnittsdeutschen: politisch korrekt, absolut anstossfreier (i.e. inhaltsfreier) smalltalk (maenner unter dreissig unterhalten sich jahrelang(!) in der mittagspause ueber kuechengeraete und kochrezepte???) und laaaaaaaaaaaangweilig… weiss nicht, wovor die angst haben. sich selbst? wat konkretes zu sagen? anzuecken? auf jeden fall ist es grauenhaft!

    also um das zu verhindern: erst reden, schreiben und dann denken :)
    und wenns geht so richtig schoen provozieren ;)

    ach ja, ich weiss, bei dir renn ich da offene tueren ein :)
    wollts nur mal offiziell gesagt haben!

    namaste!

  3. robroy sagt:

    Reaktion!Reaktion! Lieber Ralf , ich komme ja nur alle heilige Zeit zum Blog lesen, aber es ist wie ein Buch aufschlagen und sich in die Reiseabenteuer des Protagonisten zu versetzen, ich sagte bereits: Dude, i like ur style..very much! Sollte Dir das lausitzer Landleben mit Bollerofen, Weihnachtsliedern und Menschen um Dich herum, die Dich lange vermißt haben zu ruhig werden , dann mach eine Buch draus..die Story gibts her , und ich bin bei Reisejournalismus verwöhnt..aber wie gesagt Dude, i like ur style..very much!
    Meine Tochter ist nun schon ein halbes Jahr alt, ein Mensch..kanns garnicht fassen, was alles so in kurzer Zeit passierte.. hab mir ein Landcruiser Troopie gekauft und im März gehts nach Nordafrika , mit Kind und Kegel.. ja, wer einmal aus dem Blechnapf frißt.. Komme gut weiter, verlier die Kraft nicht und die Zuversicht! Du machst was Großes!!!

    • The Ralf sagt:

      Man kann in Deutschland Troopies kaufen?! Durch ganz Nordafrika? Irre! Ich wurschtel mich schon durch…

      Muss mal Christine fragen, ob der alte Cruiser immernoch aufm Schrottplatz rumsteht…

  4. Robert sagt:

    Na mal langsam mit die Pferde ..nach ! nicht durch Nordafrika..ist in the moment nicht realistisch..dann noch mit zwei blonden Pippis!!Marokko.erstmal bis in die Sahara..Slow natrl durch Südfrance und Spananien… Ja es gibt Troopies, von deutschem Ingeneur gepimpt und Afgane aus Hamburg gepflegt..hug

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