Krim

Russland, drinnen

Wie stellt man sich eine etwa 1200km lange Autofahrt von Wolgograd nach Sewastopol vor? Baumlose Steppen bis zum Horizont? Vereinzelte Doerfer, bestehend aus Holzhuetten mit alten Traktoren oder LKW davor? Endloser blauer Himmel? Ja, alles das!

Dazu kamen viele Straszensperren, in denen wir nur kontrolliert wurden, wenn der Polizist meinen Bart gesehen hatte. Ansonsten ist der verdreckte, treue Daimler naemlich nicht von einer einheimischen Schaukel zu unterscheiden, wenn man nicht grade aufs Nummernschild guckt.

Von den vier Personenkontrollen, in die wir gestern geraten sind, endeten zwei unmittelbar nach Feststellung unserer Nationalitaet, eine nach laengerer Diskussion um eine Hostelreservierungsbestaetigung, die der Polizist offenbar fuer ein abgelaufenes Visum hielt, woraufhin er nach einigem Hin und Her unsere Paesse von einem Vorgesetzten weggenommen bekam, welcher sie uns unumwunden ins Auto reichte und uns “Gute Weiterfahrt” wuenschte. Einmal wurde ich beim Ueberholen trotz durchgezogener Linie erwischt, was uns eine ganze halbe Stunde froehlicher Diskussion einbrachte. Durch ultrakonsequentes Dummstellen unsererseits entgingen wir nicht nur einer Geldstrafe, sondern auch sonstiger inoffizieller Zahlungen. Der Beamte (von mir aus Gregori) versuchte sich mit seinen drei gemerkten Worten Schuldeutsch und viel Russisch so nebenher nach Preisen fuer Autos und Zigaretten usw zu erkundigen. Ich verstand garnix und auch Lars schuettelte nur den Kopf. Der nebenstehende Lehrling feixte die ganze Zeit goldzaehnig. Irgendwann erschien schlieszlich von irgendwoher noch ein ranghoeherer Polizist, und wollte von uns Euromuenzen haben, im Tausch gegen Rubelmuenzen. Leider hatten wir nicht eine Pfennig Hartgeld (an meinem Fuenfeuroschein war anscheinend niemand interessiert). Etwas enttaeuscht gab der Oberchef unsere Ausweise wieder her und liesz uns fahren.

Nach vielen Stunden Fahrt trafen wir schlieszlich um ein Uhr gestern Morgen im Faehrhafen ein und schipperten auf die Krim, wo wir nach ein paar Kilometern erschoepft im Busch kampierten.

Nach einigen Stunden Schlaf setzten wir die Fahrt bei truebem aber trockenem Wetter entlang der bergigen Suedkueste fort, welche nicht nur Landschaftlich aeuszerst reizvoll ist, sondern aufgrund der sportlichen Straszenlage und der kraeftigen Motorisierung des 190ers eine Menge Fahrspasz bietet!

Auf Wunsch unserer Oma hielten wir auch am deutschen Soldatenfriedhof bei Gontscharnoje, weil hier unser (Lars und mein) Urgroszvater begraben liegt.

Sewastopol selbst ist an seinen prominenten Uferpromenaden eine huebsche Stadt, weicht man aber von den Seitenstraszen ab, zeugen Verfall und Abnutzung von zurueckliegender Vernachlaessigung. Dennoch herrscht allerorten eine ruhige Touristendomizilatmosphaere und es ist rein garnichts von einer Besatzung oder aehnlichem zu spueren.

Morgen wollen wir unsere Fahrt ueber die russische Grenze nach Odessa fortsetzen.

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4 Antworten auf Krim

  1. der_Hanni sagt:

    HAHAHAHA, eine herrliche Story! Gute Reise weiterhin!

  2. Pauker sagt:

    Lese jeden Reisebericht von euch und muss sagen, dass mein anstehender Urlaub mir bei weitem nicht so spektakuläre Erlebnisse verspricht. Freue mich aber auf die paar freien Tage und hoffe, wir sehen uns gesund und erholt in der letzten Oktoberwoche. Bis dahin – gute Fahrt!

  3. fanie sagt:

    Heya, klingt nach ner guten Durchreise! Wie kalt ists denn die Nachtruhe unterm Sternhimmel so?
    Irgendwelche alten Ruinchen gesehen am Wegesrand? An der Kueste soll so vieles antikes Zeug rumstehen? Wär gern dabei ;)
    Gute Weiterfahrt! – und dass Ihr nicht im Osten um die Ukraine rundherum fahren müsst!
    Wie gehts weiter? Über die Türkei nach Odessa?

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