Blindes Vertrauen

Nach drei Wochen Urlaub und Schule war heute mein erster Arbeitstag. In der Werkstatt herrscht Chaos, denn das große Berlin-Projekt nähert sich der Übergabe (Ende Juli).

Außerdem war heute ein Mann bei uns der nur gebrochen Deutsch sprach, aber trotzdem nicht mit mir französich reden wollte (vermutlich hat er es nicht als solches erkannt). Er beteuerte, er könne all unsere Bohrer anschleifen und auch die Senker wieder in perfekten Zustand bringen. Auf meine Frage nach einer Visitenkarte behauptete er, die seien noch im Druck. Mit unserer Erlaubnis nahm er je einen Bohrer und Kegelsenker mit, nicht ohne zu beteuern, dass er diese Werkzeuge kostenlos schärfen und sie noch heute gegen 1700 zurückbringen wolle, “…wenn die Chef wieder da!” Dann stieg er wieder in seinen aufgemotzten Audi A6 mit Meißener Überführungskennzeichen und brauste davon.

Bohrer haben wir noch genug (die schleifen wir auch selber an), aber um den Senker wärs schade, der ging nämlich noch…

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2 Antworten auf Blindes Vertrauen

  1. MuTZPapa (Gast) sagt:

    hab ich auch schon mal gehabt, war eine Truppe Sinti, die alle Bohrer perfekt schleifen wollten. Auch die Hartmetallbohrer! für einen senasationellen Preis von 2 DM (damals wars) je cm! Mein Kollege gab alle verfügbaren Bohrer mit. Bei der Rückgabe wurde ein 4-stelliger Betrag fällig, die 2DM waren auf die Bohrerlänge und nicht auf den Durchmesser gerechnet.
    Wir haben dann gefeilscht und sind bei 600 DM gelandet. Immer noch zu viel aber die
    Bande waren wir los. Also Augen auf beim Bohrer schleifen!

  2. theralf sagt:

    REPLY:
    Hm, heute war er tatsächlich wieder da und hatte noch nen kleinen Steppke im Schlepptau. Mein Chef hat ihn kreuz und quer durch die Werkstatt gelotst, was für den beleibten Maghrebiner sicher kein Leichtes war, da man, um zu den Bohrmaschinen zu kommen, sich zwischen allerlei anderen schmierigen und schmutzigen Geräten und Arbeitsplätzen hindurchzwängen muss. Währenddessen hat der Meister (gelernter Dreher) einen Monolog über Bohrmaschinen, Bohrer, Senker und deren Schliffwinkel in seiner charakteristisch durchdringenden, wasserfallartigen Redeweise gehalten. Der selbsternannte Anschleifprofi trottelte schwitzend und mit eingeschlafenem Gesicht hinterher. Scheinbar war die Hoffnung in ihm, das Wortbollwerk meines Chefs jemals durchbrechen zu können, bereits erstorben. Bei der ersten, sich bietenden Gelegenheit sprang er samt Stöpsel ins Auto und verließ – vermutlich für immer – das Firmengelände.

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