Immer wieder neue Missionen

Es gibt wieder viele Abenteuer aber wenige Fotos. Am Abend, als der Sturm kam, fiel dem Chef telefonisch ein, dass wir besser das Boot vom Ufer wegholen, falls der Fluss doch hoeher ansteigen sollte. Heiszt wir sattelten abends um sechs einen Nissan, welchen Shane fuhr und ich entschied, das es klueger ist, lieber noch mit nem zweiten Auto hinterher zu kommen, denn es regnete schon seit Stunden stark und der Boden im Uferbereich wuerde stark aufgeweicht sein. Als ich ankam, war Kollega schon zu Fusz zum Ufer gelaufen und hatte begonnen, das Boot hoch zu zerren. War mir natuerlich unbegreiflich, wieso man sich unnoetigerweise so verausgaben sollte, um das bloede Boot ca 300m bei stroemendem Regen ueber ne matschige Wiese zu schleppen, wenn doch ein schmaler aber noch gut griffiger Schotterweg bis fast zum Bootsliegeplatz hinfuehrt. So sprach ich zu ihm, er moege das Boot lassen wo es ist, ich wuerde schnell den Ute herfahren. Er aeuszerte sich uneinverstanden mit meinem Plan, da er befuerchtete, ich wuerde versinken! Son Quatsch! Als ob der Tourfoehrer je irgendwo stecken geblieben waere! Kleinigkeit! Also rueckwaerts ran, vom schmalen Weg abgekommen (Rueckspiegel war irgendwie verstellt oder so) und den Karren bis zu den Achsen in der Pampe versenkt.  Konnte ich ja nicht ahnen. Zu dem Schlamm hier muss man wissen, dass er die meiste Zeit hart ist wie Beton, aber sobald es regnet, wird er zu einer zaehen, teigigen und sehr klebrigen Masse, die die Reifen regelrecht festhaelt und das Profil verklebt, sodass man auch wirklich keine Chance hat. Aber wir hatten ja noch den kraeftigen Hilux in petto, um die Sache zu retten! Also fuhr ich diesen vorsichtig (um ihn nicht auch noch einzugraben) in Position, befestigte ne Schleppkette und  schmiss die kurze Allraduebersetzung rein. Damit sollte der solide Japaner auch noch in der Lage sein, nen Acker zu pfluegen! Vielleicht. Aber es reicht nicht annaehernd um nen Patrol Ute aus australischem Todesschlamm zu ziehen. Stattdessen fing ich an, auch dieses Kfz tieferzulegen. Aufgrunddessen entschied ich, das Bergungsunterfangen an dieser Stelle abzubrechen, damit wir den Chef nicht auch noch von zwei Totalverlusten berichten mussten (und viel schlimmer, 1km durch den Regen nach Hause latschen) Der Kollege war zu dem Zeitpunkt bereits stark demoralisiert und fasste die Situation ueberfluessigerweise mit einem unter zitternder Oberlippe hervorgebrachten “I told ya!” zusammen.  Aber aufgeben koennen andere! Noch befanden sich schlieszlich pontentielle Zugfahrzeuge in der Maschinenhalle! Also in den Hilux gesprungen und wieder heim, denn das Licht entwich langsam aus dem Tag und die Pfuetzen auf der Strasze verbanden sich langsam zu kleinen Teichen. Da ich mich ja waehrend der vergangenen Wochen mit einem Zetor 6245 beschaeftigt hatte, erschien mir dieser mittelgrosze Traktor aus der Tschechoslovakei mit Allradantrieb, Servolenkung und kraftvollen 60 PS als geeignete Wahl. Er hat nur leider keine Tueren und Frontscheibe, was aber nur bei Regen ein biszchen stoert. Oder wenn man ueber unter Wasser stehende Schotterstraszen ballert, weil mans ja etwas eilig hat, und die Vorderraeder Wasser, Steinchen und Schlamm ins Gesicht des Fahrers schmeiszen. Aber nass war ich ja schon vorher, nun eben ach noch von oben bis unten dreckig. Also Trekker an Nissan gekettet, Fusz aufs Gas, Kupplung kommen lassen, und nix. Waer fast ausgegangen (und er springt manchmal schlecht an). Aber wer schon mal mit Traktoren gespielt hat, weisz, das aufgrund von Platzmangel Gas- und Bremspedal mitunter hintereinander angeordnet sind. Das war mir kurz entfallen, als ich bremste anstatt Gas zu geben. Kontraproduktiv. Ich korrigierte meine Fuszposition und schon stampfte die Stahl und Gummi gewordene Tschechenpower los, und zwar mit solcher Kraft, das es vermutlich fuer noch zwei weitere versackte Autos gelangt haette! Ralf 1 ; Lua 0.

Andrer Tag, andres Wetter. Ich stand nach einem Neuseelaendischen Filmabend (als der Laptop noch ging) so gegen elf Uhr Abends drauszen vor der Tuer in der schwueln Spaetregenzeitnacht und beobachtete die Froesche und Geckos, die sich um das beleuchtete Kuechenfenster versammelt hatten um von den zu hunderten gegen die scheibe flatternden Nachtinsekten zu naschen, als ich ein kurzes metallisches Krachen aus Richtung Kraftwerk vernahm. Noch waehrend ich ueberlegte, ob ich ueberhaupt richtig gehoert hatte, weil der Generator unveraendert lief, wurde es ploetzlich stockduster und gefaehrlich still. Nicht gut. Ich klopfte an Shanes Tuer und fragte ihn ob er hoffentlich vielleicht vergessen hatte den Dieseltank nachzufuellen. Natuerlich nicht.  Also folgte ein naechtlicher THW-Einsatz (natuerlich ohne THW, denn das gibts ja hier gar nicht). Wir fuhren runter und beleuchteten die Szene mit dem Auto und ich beguckte das Geraet von allen Seiten. Ich hoffte auf einen Fehler in der Dieselversorgung oder einen verstopften Luftfilter, weil ich alles andere eh nicht haette reparieren koennen.  Aber nichts da, Keilriemen gerissen! Scheisze. Ventilator ausgefallen (Lichtmaschine folglich auch, aber is ja beim Diesel erstmal sekundaer). Der Chef hatte mal erwaehnt, dass nur der Zusatzgenerator in der Werkstatt ueber eine automatische Ueberhitzungs-Notabschaltung verfuegt. Aber da der Motor mit einer durchschnittlichen Wassertemperatur von grade mal 70 Grad laeuft, haette er sich unmoeglich in der kurzen Zeitspanne Zwischen Riss und Ausfall so heisz laufen koennen, dass er sich festfrisst. Naja, also erstmal in die Werkstatt und mit Kopflampe den Keilriemenhaufen nach ein Paar potentiellen Kanidaten durchsucht.  Zurueck, anprobiert, einer hat gepasst! Alles wieder schoen fest geschraubt und einfach mal den Zuendschluessel gedreht. Lief. Es kann ja auch mal einfacher sein, als man erwartet, oder?

Dieser Beitrag wurde unter Arbeit in Oz, Hintergruninfos, Mannhaftigkeit veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

6 Antworten auf Immer wieder neue Missionen

  1. Hanni sagt:

    Alter Falter, ich verneige mich vor Deiner Tollkühnheit, mein Freund! Ich hatte grad fast Tränen in den Augen! MacGyver, diese Pussy, wird immer unglaubwürdiger!

    Gibts denn mitlerweile Ersatz für Deinen Stromstecker oder hast Du das passende Gehäuse aus dem von Lua bereitgestellten Ersatzbaumaterial gegossen bekommen? ;-)

    Lass es Dir wohl ergehen, herzlichst,

    Hanni.

  2. bica sagt:

    Was soll man dazu sagen- “Genie beherrscht das Chaos” eben! Weiter so!

  3. TiH sagt:

    AWESOME!!!! Schlicht und einfach awesome, wie mensch hier sagt. Unglaublich geil und wie aus dem Geschichts-Abenteuerbuch sind deine Erzählungen. Und Hanni schrob bereits meine Gedanken: Du verfickter MacGyver, eh! Ich frage mich, ob es nach deiner Zeit im australischen Outback überhaupt noch irgendetwas gibt, was dich aufhalten kann. Weiter so, ich bin stolz auf dich! =)

Hinterlasse einen Kommentar zu Hanni Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>