Bergfest

Letzte woche Mittwoch war Bergfest. Das heiszt, mehr als die Haelfte meiner Dienstzeit hier in Kalgoorlie ist abgeleistet. Nicht dass es mir langweilig waere oder ich fuerchterlich ungluecklich den letzten Tag herbeisehnte, nein. Ich koennte ja gehen, wenn mir danach ist. Aber ich freue mich dennoch sehr auf Mittwoch, den 21. November, meinem letzten Arbeitstag auf dem Goldenen Acker.

Aber bis dahin is ja Gottseidank noch etwas Zeit und noch sehr viel zu tun, denn unsere Gier nach gelblich schimmerndem Metall ist nicht zu stillen. Ich muss ehrlich zugeben: Muesste ich fuer immer hier bleiben, waere ich sehr ungluecklich. Denn soviel Charme dieses Wuestenstaedtchen auch verspruehen mag, einem genaueren Blick hinter die Kulissen haelt er nicht stand.

Es gibt zwar ein Football (oder Rugby; ich kann die beiden nicht auseinanderhalten – muskuloese Maenner in knappen Trikotagen bauen Haufen aus sich selbst, um sich begeistert aneinander zu reiben) Stadion und sogar nen Fuszballplatz (hier “Soccer”), aber fuer viele der hiesigen Arbeiter ist das nicht der geeignete Zeitvertreib. Traditionell trinkt man lieber in der Runde anderer Kollegen in einer der zahlreichen Skimpie-Bars (Skimpie: Maid, meist attraktiv, die normalerweise in Unterwaesche, manchmal aber auch barhupig Bier ausschenkt) bis man zu betrunken ist, um nach Hause zu fahren. Dann faehrt man nach Hause. Wenn der rauhbeinige Arbeitsmann allerdings einen Tag frei hat, kann er mal richtig die Sau raus lassen, und so lange tanken, bis er wohlgemut auch mal ein kleines Handgemenge vom Zaun zu brechen bereit ist! Sollten sich die Ereignisse guenstig entwickeln, kann sich das angeblich zu Massenschlaegereien ausweiten, die vom Exchange Hotel ueber die Strasze bis zur Gold Bar reichen!

Wer keine Freunde oder Kollegen zum saufen hat, oder kein Bier mag, bleibt zu hause und zieht sich Chronic rein. Das ist eine synthetische Droge, die nicht illegal ist. Auch nicht direkt legal, aber sie ist auf sone Art Katz und Maus Spiel ausgelegt: Wird eine aktuelle Chronic-Rezeptur verboten, veraendern die Hersteller die Molekularstruktur minimal, so dass es sich um einen neuen Stoff  handelt, der erst wieder neu verboten werden muss. Und so fort. Mit Chronic werden zum Beispiel getrocknete Bluetenblaetter o. Ae. besprueht, welche dann wie eine Mariuhana-Zigarette konsumiert oder in einer art kleinem Crack-Pfeifchen geraucht werden. Die Wirkung soll der von THC aehneln, jedoch deutlich staerker sein und schneller abebben. Von auszen betrachtet machen die Konsumenten einen zombiefizierten Eindruck, den sie sitzen teilnahmslos herum und interagieren nicht mehr mit der Umwelt.

Gut, dass mir bei Zeiten beigebracht wurde, wie man Buecher liest!

Arbeit: Nach wochenlangem Ningeln und Quengeln meinerseits wurde neulich ein neuer Winkelschleifer angeschafft! Diesen habe ich mit einigen anderen Gegenstaenden zu einem “Stilleben Deutschland” komponiert und auf Pixoloid gebannt. Auszerdem ist der Kollege Blakey zu sehen, wie er gerade Stuecken aus einer 25mm starken Stahlplatte schneidet; Rostloecher in einem Anhaengerrahmen, durch die man bis zur anderen seite gucken kann(!); der Ralf, wie er, eingeflochten zwischen Hydraulikschlaeuchen und Bremzylindern jene Loecher wieder verschwinden laesst; Mikkel Cornholio und wieder ich in schwerentflammbarer Kleidung.