Kupang – Kelimutu – Labuan Bajo

Gut, letzten Freitag bin ich also tatsaechlich aus Kupang weggekommen. Laut Plan fuhr die Faehre 1400 ab. Als ich kurz nach halb elf Vormittags am Faerhafen ankam, wedelten die Einweiser so wild herum, als ob es um die letzte Minute ging! Also schnell ein Ticket gekauft und eingeschifft. Der Laderaum war zu diesem Zeitpunkt noch halb leer und nachdem ich das Mopped erstmal auf den rutschigen Blechboden geschmissen hatte, fand ich schnell einen guenstigen Abstellplatz. Dann ging ich aufs Passagierdeck und guckte mich nach den Freisitzflaechen um, weil das Wetter sehr schoen war. Aber es gab gar kein Freideck! Nur hinten bei den versifften Kackhaeusern war ein biszchen, aber das war nicht besonders einladend. Aber so schnell wollte ich auch nicht aufgeben und fand nach einigem Suchen einen Schmalen Gang, an dessen Ende eine kleine Treppe nach oben fuehrte – aufs Freideck! Das war allerdings wieder etwas zu frei, nur ein paar unbequeme Sitze und pralle Sonne. Weiter vorne befanden sich die Mannschaftsquatieraufbauten (das ist woertlich zu nehmen, aus Spanplatten gezimmerte Huetten, angemalt in den Farben des Schiffes, nur von nahem zu erkennen). Dahintergings zur Bruecke, neben der ein huebscher gepolsterter Sitz war, unter einem Schattigen Vordach! Na also! Warum, so dachte ich, ist dieser huebsche Platz nicht laengst von anderen Passagieren besetzt? Wie auch immer, ich hatte nun etwa drei Stunden Zeit, von dieser Position aus die weiteren Ladevorgaenge zu beobachten. Laster mit Moebeln, Schweinen, Zig Kisten Kueken und allerhand anderem losen Krimskrams wurden entladen und der ganze Ramsch im Schiff untergebracht. Zwei LKW wollten samt Ladung drauf, hatten aber zu hoch gestapelt und konnten nicht mit. Da es in Indonesien anscheinend keine Maszbaender gibt, kann man die maxilmale Ladehoehe lediglich durch probieren ermitteln: Der Lastkraftwagen schnauft langsam rueckwaerts die Rampe rauf, waehrend etwa zehn umstehende Personen fuchteln und schreien, solange bis die zu hohe Ladung gegen die Decke stoeszt und man erkennt, es sind etwa 20cm zuviel. Dann faehrt der Bock wieder vorwaerts und wieder zurueck, diesmal in einem minimal veraenderten Winkel. Selbstverstaendlich mit dem gleichen Resultat. Dann muss er wieder vom Boot runter und hat bis folgenden Freitag Zeit, die Ladung umzustapeln. Das passierte zwei Mal, waehrend ich zuguckte. Neben all diesen Beobachtungen hatte ich auch noch Zeit mit der Transportpolizei und einigen Besatzungsmitgliedern zu schwatzen. Alle waren immer sehr interessiert an dem baertigen Weiszen, der da an der Bruecke rumlungerte. Kurz nach zwei wurden schlieszlich die Maschienen angeschmissen, quietschend und knarzend die Rampe hochgezogenund mit nur 15min Verspaetung in See gestochen.

Und so konnte ich von meinem Logenplatz beobachten, wie erst Kupang und schlieszlich Timor Im abendlichen Dunst Verschwanden, fliegende Fische vorm Bug davonflatterten und spaeter auch Delfine mal gucken kamen. Als die Sonne Unterging, fragte ich den Steuermann (wie alle Bsatzungsmitglieder ein Jungspund der in Zivilklamotten barfusz seinen Dienst versah) waehrend dieser flaezig auf nem Schemel hockte und mit dem Oberkoerper auf dem Steuerrad luemmelte, ob ich denn mal aufs Dach klettern duerfe um ein paar Fotos zu machen. War natuerlich kein Problem, oben machte ich einige Fotos. Dann sah ich einen Groszen Treibolzstamm im Wasser. Als das Schiff schon worbei war, sah es so aus, als ob der Stamm Wasser in die Luft gepustet hat. Komisch, dachte ich, sowas machen Staemme ja normalerweise nicht. Weiter vorne tauchten ploetzlich noch meht Staemme auf und die pusteten auch. Und Schwammen auch aus eigener Kraft weg von uns! Wale! Riesenviecher, bestimmt 15m lang! Gut, dass ich grad im Ausguck war! Als es dunkel war, verzog ich mich schlieszlich aufs Frachtdeck, wo ich mich gemuetlich im Bug schlafen legte, sanft geschaukelt unterm Sternenhimmel. Doch vorher guckte ich gottseidank noch mal vorne ueber die Bordwand, wo, so als Tagesabschluss, Plankton in der Bugwelle gruenlich leuchtete (leider keine Fotos). Als ich im Morgengrauen erwachte, war bereits Land in Sicht und gegen 1000 landeten Wir in Ende/Flores.

Nachdem ich die Mannschaft beim Leinen auswerfen beobachtet hatte ging ich runter zum Mopped. Im Frachtdeck war aber schon die Hoelle los! Totales Gewusel und Gebruelle, der Schiffsrumpf rungste gegen den Pier, alle Hatten Kisten und Zeugs in der Hand und rannten wild herum. Diese Indonesier, dachte ich, veranstalten einen Tumult, ohne dass ueberhaupt die Rampe unten ist! So guckte ich ne Weile zu bis ich schlieszlich begriff, dass die Rampe ueberhaupt nicht runter gelassen wird! alles wurde durch die Seitenfenster rausgehievt! Aber wie sollte ich das Hiatamadl da rausbekommen? Die kleinen Moppeds konnten ja locker von drei Mann gehoben werden, aber mein ostmaerkisches Geschoss einen Meter aus dem schwankenden Schiff auf den broeseligen Steg wuchten? Keine Chance! Und wie ich mich so meinen Gedanken hingab, kam ein Typ zu mir und sagte, das ist hier der Auslademeister, er und seine Maenner tun dein Bike raus, musst aber blechen. Wegen der gebotenen Eile blieb wenig Verhandlungsspielraum und so musste ich 250000Rp berappen. Ich glaube im Gedraengel fuenf Packer erkannt zu haben, die die Karre ueber eine 40cm breite Planke an land zerrten! Ohne Koffer!

Naja, als alles drauszen und wieder festgeschnallt war, tat ich mich in Ende um und fand ein kleines Restaurant mit Internet. Die Chefin selbst vermittelte mir dann auch gleich ein Bungalow in Moni, ein Doerfchen am Fusze des Kelimutu, was hauptsaechlich aus Bungalows fuer Kelimututouristen besteht. Was ist ein Kelimutu? Ca. 50 km von Ende entfernt liegt dieser Vulkan, in dessen erloschenen Kratern sich Seen Befinden, die manchmal unterschiedliche Farben haben. Ja, sie wechseln ihre Farbe in unregelmaezigen Abstaenden aus bisher ungeklaerten Gruenden alle paar Jahrzehnte. Zur Zeit gibs schwarz, schwarzgruen und tuerkis. Der eingeweihte kann nun sagen, dass ich fuer Teiche in diesen Farben nichtmal mein Heimatdorf verlassen haette muessen, aber wo ich nun schon mal da war… Leider hingen am Morgen die Wolken sehr tief, sodass man auf dem Gipfel nicht die Hand vor Augen, geschweige denn irgendwelche Seen sehen konnte. Dann dachte ich, warum nicht die Gunst der Stunde nutzen und heimlich im Nebel ungesehen den betonierten Pfad verlassen, um naeher an den Krater zu gelangen! So kam ich zu recht netten Fotos und konnte sogar Schwefel riechen. Dann verzog sich der Nebel und ich stand alleine am Rand wie auf einer Buehne, wo alle Touristen von ihrer erhoehten Position aus meinen Frevel bezeugen konnten. Also schnell die Kurve gekratzt, ehe noch ein Ranger kommt.

Am Tag drauf wollte ich bis Ruteng kommen. Fuer die ca 270 km brauchte ich fast neun Stunden (inkl zweimal warten wegen Erdrutschbeseitigung), Aber Die Stecke alleine ist es schon wert, nach Flores zu kommen! Herrliche Landschaft mt kaum mal 200m geradeaus, massig Kurven und Spitzkehren und nur wenig Verkehr! Wunderbar!

In Ruteng fand ich nach einigem Herumsuchen eine Bleibe (Hotel Rima), die Besser ist, als ihr Ruf! Am naechsten Morgen wollte ich erstmal Treibstoff bunkern. An der naechsten Tanke war schon ne lange Schlange. Als ich nach etwa 15 min warten fast dran war, gabs kein Benzin mehr. Also zuer anderen Tankstelle gefahren, wo jedoch die lange Schlange von Minibussen und LKW auch nichts gutes verhiesz. Alles leer. Es ging das Geruecht, es solle in zwei Stunden ein Tankwagen kommen…

Um die Zeit zu ueberbruecken fuhr ich zu den nahegelegenen Hoehlen von Liang Bua, wo vor einigen Jahren Fossile des Zwergenmenschen “Homo Floresiensis” entdeckt wurden, aufgrund seiner uebergroszen Fuesze auch als Hobbit von Flores bekannt. Die Hoehle selbst war aber weniger spektakulaer, man konnte lediglich die verfuellten Grabungsloecher begutachten. Da ein Teil der Hoehle nur auf allen Vieren kriechend zu erreichen ist, habe ich mich auch noch richtig schoen eingesaut. Als ich dann gegen 1000 wieder in Ruteng ankam, waren die Schlangen noch laenger und die Zapfsaeulen immernoch trocken. Nun hiesz es so gegen 1300-1400 gaebe es Stoff. Also parkte ich an der tanke und holte ein paar frittierte Bananen zum Fruehstueck. Wie ueblich hatte sich wieder eine Meute staunender Maenner um mein Gefaehrt versammelt und einer, der etwas englisch konnte, uebersetzte die technischen Daten fuer alle (Wuoah, 28l Tankinhalt?) Als ich fertig gefruehstueckt hatte, entschied ich aber dann doch loszufahren und tankte deshalb 5l von nem Straszenhaendler, was zwar teurer ist, aber bei etwa 60ct/l immernoch zu verkraften. Spaeter in einem kleinen Dorf auf dem Weg kam ich an einer Tanke vorbei, wo es zum Standardpreis von 4500Rp/l ausreichend Saft gab, nichtmal mit anstehen!

Ohne weitere Vorkomnisse erreichte ich Labuan Bajo gegen 1530, wo ich ein Einfaches Zimmer mit Blick auf den Hafen bezog.

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10 Antworten auf Kupang – Kelimutu – Labuan Bajo

  1. bica sagt:

    Arte, 3sat, ntv und alle sonstigen 3. haben nicht annähernd solche unterhaltsamen Reisedokus in ihrem Programm. Verdammt schade für die öffentlich- rechtlichen- gut für alle, die deinen Blog kennen!

  2. robroy sagt:

    So, ich bin nun regelmässiger Dein Leser..klingt alles sehr gut!! Daumen hoch und Daumen drücken!!

  3. Ludwig sagt:

    Hey die Berichte mit Missgeschicken sind aber witziger! Eigentlich wollte ich nur mal Hallo sagen! Bis die Tage in der hoffentlich genügend spitzkehrigen Schweiz!

  4. Ronko Zar sagt:

    Lass dir dein Moped nicht von irgendwelchen Erntefrauen klauen, auch wenn sie in der Überzahl sind.

  5. Franzi sagt:

    Herrlich! Du schreibst so detailgetreu vom asiatischen Lebensstil, man kann sich glatt vorstellen, (wieder) dort zu sein! Hoffentlich hast du genug Geduld im Gepäck bei dem Reisetempo! Aber bei deinem großzügigem Humor muss man sich da ja eigentlich auch keine Sorgen drum machen ;-)

    • The Ralf sagt:

      Also ganz ehrlich, manchmal wird die Geduld schon auf die Probe gestellt. Aber im Allgemeinen kann ich glaub ich froh und dankbar sein, dass alles so hervorragend laeuft (*dreimalaufholzklopf*)!

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