Labuan Bajo – Lombok – Bali – Java/Jogjakarta

Babi Bali (leckeres Balinesisches Schweinchen)

In Bajo verbrachte ich zwei Naechte und versuchte eine der vielfach angebotenen Kreutzfahrten ueber Komodo nach Lombok zu mieten. Auf meine Anfrage, ob ich denn mein Motorrad mitnehmen koenne, wurde seitens der Veranstalter viel telefoniert und dann leider abgelehnt. Als ich, erwaehnte, dass ich bereit bin, fuer diesen Sonderwunsch eine ueppige Summe Trinkgeld springen zu lassen, wurde wieder telefoniert und abermals verneint. Das Risiko sei zu hoch, denn seitens der indonesischen Gesetzeslage ist es verboten, Kraftfahrzeuge auf Personenschiffen zu transportieren. Aber ich koenne gerne eine Ein- oder Zweitagestour buchen und dann wieder hierher zurueckkehren und dann mit der Faehre weiterfahren. Wortlos und mit erhobener Nase verliesz der Tourfoehrer in mir daraufhin das Buero und ich lehnte  freundlich dankend ab und verabschiedete mich schnell um ihn wieder einzuholen, ehe er noch Dummheiten macht. Also verliesz ich am naechsten Morgen Flores auf der Faehre nach Sumbawa.

Nach etwa acht Stunden Fahrt kamen wir gegen 1700 in Sape an, einem kleinen Staedchen an der Ostkueste der Insel. Dort fand ich auch gleich eine Herberge in welcher mir ein hervorragender Ikan Bakar serviert wurde. Da ich der einzige Gast war wurde er von der Mutti extra fuer mich zubereitet. Nun merkte ich auch, dass Europaeer hier selten sind, denn ich wurde von etlichen Bewohnern fotografiert und fuer Englischuebungen herangezogen, nachdem ich aufgegessen hatte. Am Morgen fuhr ich wieder los. Nach Berichten anderer Reisender, die mit dem Bus zur Durchquerung der Insel 24 Stunden brauchten, veranschlagte ich zwei Tage. Da Kartenmaterial auch trotz intensiver Suche wieder nicht verfuegbar war, konnte ich nur auf Handskizzen zurueckgreifen. Die Straszen sind allgemein in sehr gutem Zustand, die Beschilderung auf dem Ostteil der Insel leider nicht, was zu einigen Irrfahrten fuehrte. Dank Tims Indonesisch-Fernkurs kann ich aber wenigstens fragen. Indonesisch ist zwar im ganzen Land die Amtssprache, aber auf fast allen Inseln werden andere Sprachen gesprochen. So mussten juengere Gaeste in einer Bakso-Bude der Bakso-Mamma uebersetzten, dass ich essen wollte. Aber es geht schon irgendwie…

Trotz dieser kleinen Wiedrigkeiten kam ich bereis gegen 1700 am selben Tag in Poto Tano an, wo auch gleich ne Faehre bereit zur Abfahrt war. Dort sprach mich Anhar an. Er arbeitet Wochentags auf Sumbawa als Metallbauer in einer Mine und war nun auf dem Weg zu seiner Familie in seinem Heimatdorf Martak Tombok in der Mitte von Lombok. Natuerlich lud er mich ein, bei ihm zu uebernachten. Natuerlich sagte ich zu! Also gings nach der Landung auf dem mittlerweile Stockdustren Lombok nochmal 1,5h weiter in ungesundem Tempo ueber die Insel. Nachdem ich auf den letzten paar hundert Metern Buckelpiste mal kurz im Graben Landete (die Dunlop-Panzerkette schaufelte mich aber in nullkommanix wieder raus) erreichten wir schlieszlich das Haeuschen.

Dort warteten bereits die Kinder und die Frau mit sehr leckerem Essen. Nach islamischer Tradition aszen nur der Hausherr, der Opa (wohnt nebenan) und ich. Die Frau, die Kinder und die Oma, sowie einige Nachbarinnen guckten uns zu. Es gibt auch keinen Tisch und Stuehle, alle sitzen auf Strohmatten. Ich wurde gefragt, ob mich die Anwesenheit der Frauen stoere, was ich verneinte. Und so wurde amuesiert beobachtet, wie der baertige Weisze erstmals in seinem Leben mit der bloszen hand isst. Klingt einfach, aber spaetestens bei Reis mit Sosze wirds anspruchsvoll. Denn gegessen wird auszschlieszlich mit der rechten Hand. Weil man die Linke zur Afterreinugung nach dem Stuhlgang verwndet. Toilettenpapier ist nicht ueblich (der Hintern wird mit Wasser gewaschen). Nach dem Essen gabs sehr leckeren milden Kaffee und Tabak aus eigenem Anbau. Da wir alle einen Langen Tag hatten, begaben wir uns alsbald zur Nachtruhe, ich bekam meine eigene Matte und konnte mit meinem Komfortablen Schlafsack einigen Eindruck schinden!

Wer zeitg schlaeft wird zeitig wach, und als ich mich gegen 0600 aus dem Bett schaelte, waren alle schon auf den Beinen. Nach einem kleinen Dorfrundgang gabs Fruehstueck und danach haben Anhar und ich einen eneglischen Lebenslauf fuer ihn erarbeitet. Waehrenddessen kam der Schulmeister vorbei. Anhar hatte ihm von meiner Anwesenheit berichtet und so fragte er mich, ob ich denn nicht nachher mit in die Schule kommen wolle und den Schuelern der der Junior-High-School ein biszchen ueber Deutschland zu erzaehlen um sie im Gebrauch der Englischen Sprache zu trainieren. Und so gingen wir zum Schulgebaeude der Islamic-Junior-High von Martak Tombok, wo bereits alle Schueler auf den Gaengen saemtlicher Stockwerke standen und winkten und kicherten.

Im Lehrerzimmer wurde ich von allen Englischlehrern begrueszt,von denen ich drei immerhin gut verstehen konnte. Nachdem ich ueber den weiteren Verlauf instruiert wurde, geleitete man mich in einen Klassenraum, wo bereits eine kleine Verstaerkeranlage aufgebaut worden war. Also begann ich mich vorzustellen und fasste grob meine Reiseplaene zusammen. Auch ueber die Schule in Deutschland sprach ich einige Worte. Danach war Fragestunde und die Schueler wollten alles wissen von Fuszball bis Elternhaus, von meinen Beweggruenden fuer die Reise bis zu Verdienstmoeglichkeiten in Australien. Fragen wurden stehend vorgebracht und meist mit dem Satz “Vielen Dank, dass Sie uns Ihre Zeit widmen, Mr. Ralf!” eingeleitet. Das Interwiew fand gemischt statt, waehrend normaler Unterricht sonst nach Geschlechtern getrennt ablaeuft. Alle Kinder gehen zwoelf Jahre zur Schule und lernen dort immer Englisch, in islamischen Schulen auch Arabisch. Aus Mangel an spracherfahrenen Lehrkraeften leidet aber die Qualitaet so stark, dass nur wenige Schueler die Sprachen einigermaszen beherrschen.

Mein persoenlicher Hoehepunkt war die Frage nach meinen Rauchgewohnheiten. Rauchen gehoert fuer Maenner in Indonesien zum guten Ton und deshalb hatte sich der Direktor neben mir auch schon ne Fluppe im Mund. Ich sagte wahrheitsgemaesz, dass ich auch rauche, jedoch selbstgedrehte Zigaretten bevorzuge. Dann wollten die Schueler natuerlich sehen, ob ich die Kunst des Drehens auch zufriedenstellend beherrsche und als das erledigt war, wurde ich natuerlich aufgefordert, eine Funktionspruefung am Produkt durchzufuehren. Aufgrund der Pressekonferenzathmosfaehre (ich wurde auch unentwegt Fotografiert und gefilmt) kam ich mir nun vor wie Helmut Schmidt!

Als alle Fragen beantwortet waren, gabs noch umfangreiches Fotoposieren und die versammelte Schueler- und Lehrerschaft Winkte mir beim nach Hause gehen. Den Rest des Tages verbrachten Anhar und ich mit kaffetrinkend und Tabak aus eigenem Anbau rauchend, waehrend wir ueber den Islam, Deutschland, Indonesien und alles moegliche Diskutierten. So habe ich viel Neues gelernt!

Am nachsten Tag brach ich zum Faehrhafen auf und setzte nach Bali ueber, wo ich in Padang Bai die Nacht verbrachte. Am naechsten Morgen unterhielt ich mich mit einem jungen deutschen Ehepaar auf Hochzeitsreise. Wie sich herausstellte, waren sie Zeugen Jeovas. Sehr interessant, die Kollegen mal nicht mit Anzug, Kind und Kegel auf der Tuerschwelle zu sehen. Ganz normale Menschen, die auch mal ein Bierchen trinken, Urlaub machen und Ganz normal arbeiten, ohne Angst vor Hamargeddon und dem Zorn des Allmaechtigen! Wenn das oefter passieren wuerde, haetten sicher alle Zeugen einen besseren Ruf!

Dann fuhr ich durch Bali und ueberquerte die Berge, wo man vor lauter Wolken nichts sah, und dann begann es auch noch in stroemen zu schuetten. Die Nacht verbrachte ich in einem Unschoenen Hotel irgendwo im touristisch unerschlossenen Nordwesten der Insel. Gleich morgens ging ich an Bord der Faehre nach Java. Dort angekommen, gelang es mir Tatsaechlich, eine Straszenkarte von immerhin der Osthaelfte der Insel zu erwerben!

Auf Java leben etwa 150 Millionen Menschen, mehr als die Haelfte aller Indonesier. Die Infrastruktur ist hier auch beser als anderswo (Supermaerkte!) aber der Verkehr ist extrem. Qualmende uralte LKW, Millionen Mopeds und einige Privat-PKW schlagen die moerderische Schlacht ums Vorankommen. Nun muss man sagen dass die Indonesier zwar chaotisch aber dennoch ruecksichtsvoll fahren. Nur eben auch so schnell wie moeglich. Es gibt zwar ab und an Geschwindigkeitsbegrenzungsschilder, aber die werden ignoriert. Sind allerdings Menschen oder gar Kinder auf der Strasze, wird sofort gebremst! Ueberholt wird wo platz ist, nicht zwingend rechts (da Linksverkehr). So kann es sein, dass ein LKW von bis zu drei Verkehrsteilnehmern parallel ueberholt wird: Ein Mopped schiebt sich links am Rand vorbei, ein Auto ueberholt rechts auf der Gegenfahrbahn und ich ueberhohle das Auto am rechten Rand, weil ja Platz ist und grad nichts kommt. Soweit laeuft also alles entspannt, bis allerdings Busse ins Spiel kommen. Es gibt drei Arten von Bussen: 1. Kleinbusse, die innerhalb der Ortschaften verkehren, auf zuwinken anhalten und immer ganz links und sehr langsam fahren, fuer Kurzstrecken. 2. Mittelgrosze Busse fuer ca 25 Personen, die einzelne Doerfer und kleine Staedte regional verbinden und schon recht fix unterwegs sind und seltener anhalten. 3. Grosze, mitunter recht moderne ueberregionale Reisebusse, die ganze Inseln durchqueren (z.B. Jakarta-Makassar). Und diese fahren wie die komplett durchgeknallten. Es wird mit todesverachtender Geschwindigkeit durch den Verkehr gepfluegt, alles beiseitegehupt und wenn die flache Hand zwischen Bus und anderem Fahrzeug passt, ist das mehr als genug. Ueberholt wird, wenn es nicht schnell genug geht (auch ich ab und zu), nicht wenn die Verkehrssituation es erlaubt! Wenn auf der Gegenfahrspur nicht gerade LKW kommen, gilt diese als frei. Moppeds und Autos werden mit allen zur Verfuegung stehenden Signalmitteln (Hupe Typ “Schiffshorn”, Lichthupe, Blinker) an den Rand gescheucht und so koennen auch ganze LKW-Kolonnen uebersprungen werden.

Einmal kam ich ueber eine Huegelkuppe und sah einen alten Truck in etwa 200m Entfernung auf meiner Fahrspur auf mich zukommen. Dieser kroch auch grad an einer Kolonne vorbei und es war ersichtlich, dass er seinen Ueberholvorgang bis zum Treffen mit mir weder abbrechen noch beenden konnte. Aber Dank der Gelaendeauslegung meines Hiatamadl kann ich souveraen bei unverminderter Geschwindigkeit auf den Dreckstreifen ausweichen und so eine Kollision verhindern. Leider trat dann etwa 50m vor mir ein Anwohner aus seinem Garten auf den Randstreifen, guckte aber in die andere Richtung. Nun entschied ich, dass es Zeit sei, den Anker zu werfen und verzoegerte drastisch duch Nutzung beider Bremsen und gewaltsamen Herunterschalten. Ich blieb ganz cool, den ich wusste ja, dass ich rechtzeitig wuerde anhalten koennen, wenn auch nicht superelegant, wegen dem staubigen Schotter, den quietschenden Bremsen und dem jaulenden Motor. Bloederweise drehte sich der Herr gerade um, als ich noch so ca 15m von ihm weg war und sah mich in den Lenker gestemmt, mit weit eingetauchten Federbeinen in meiner Staubwolke auf ihn zupreschend wie einen Reiter der Apokalypse!

Einen Augenblick lang erstarrte er und in seinen von Todesangst geweiteten Augen haette sogar ich sein Leben ablaufen sehen koennen, wenn ich etwas naeher gewesen waere. Als er sich wieder gefangen hatte, fing er an, wild herumzuhuepfen und sprang schlieszlich auf die Strasze, wo der Laster mittlerweile vorbeigefahren war. So konnte ich meine Fahrt fortsetzen und er wahrscheinlich erstmal kacken gehen. Die ganze Situation tat mir auch furchtbar Leid, aber ich konnte ja auch nirgendwo anders hin!

Auf dem Weg nach Jogjakarta ist sonst nicht mehr viel aufregendes passiert. Trotz der mittlerweile vergleichsweise haeufigen Beschilderung musste ich oft anhalten und fragen, da die Schreibweise oder gar ganze Ortsnamen  Stark variieren (Surakarta=Solo; Yogyakarta=Jogja/Yogja, ect.) Manchmal ist auch zwischendrin Jakarta ausgeschildert, was etwa so sinnvoll ist wie Koeln auf der Landstrasze von Dresden nach Chemnitz dranzuschreiben.

Kurz vor Jogja hielt ich noch in Prambanan, einer groszen hinduistischen Tempelanlage, wo ich leider nur ne knappe halbe Stunde Zeit bis zur Schlieszung hatte und so wie ein Irrer durchgewetzt bin. Als ich etwas spaeter im Hostel “Venezia Garden” in der Stadt angekommen bin (fast problemlos: ich denke, ich werde mich demnaechst fuer die “Navigationsfuchsmedallie in Broze” vorschlagen) stellte ich fest, dass es auf Java eine Stunde eher ist. Deshalb hatten alle anderen Tempeltouristen auch so viel Zeit! Nun bleibe ich zwei Tage hier, ehe ich mich in Richtung Sumatra aufmache.

Dieser Beitrag wurde unter Essen, Hintergruninfos, Kraftrad, Mannhaftigkeit, Schulbankdrücken, Sightseeing veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten auf Labuan Bajo – Lombok – Bali – Java/Jogjakarta

  1. tim sagt:

    Ich rieche ein Borobodur um die Ecke kommen.

  2. bica sagt:

    Nur an deinen blauen Augen, den (für Asien) stattlichen Körpermaßen und den Hoheitszeichen bist du noch als Mitteleuropäer/ Deutscher zu erkennen. Außerdem finde ich es wirklich toll, dass du in Teilen Indonesiens jetzt populärer bist als Helge Schneider- das ist der Stoff, aus dem das Leben ist!

  3. Franzi sagt:

    Haha genial, unser neuer Helmut Schmidt! Und die Kinder erst, die von draußen noch durchs Fenster luschern!

  4. Micha sagt:

    Mensch. pass bloß auf, dass Dir niemand die Linke zum gruß hinstreckt ;)

  5. Maria sagt:

    Mit dem Makeup hast Du wunderschöne blaue Augen! Das wird den Indonesier(inne)n gefallen ;)

  6. xtihx sagt:

    Also dein Nah-Tod-bringendes-Verkehrs-Erlebnis ist mein bisheriger All-Time-Favorit. Wahrscheinlich weil ichs mir auch so bildlich vorstellen kann…! ;)

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>