(Auf)fallen um jeden Preis!

Nach der heutigen Plasmaspende wollte ich entgegen meiner sonstigen Gewohnheit ein Heißgetränk konsumieren. Beim zuständigen Automaten angekommen wählte ich aus dem reichen Angebot eine Geschmacksrichtung aus und betätigte den entsprechenden Schalter. In diesem Moment fiel mir jedoch ein, dass ich nicht, wie vorgeschrieben, eine der bereitstehenden Tassen unter den Heißgetränkaustrittstutzen gestellt hatte. Nun hatte ich zwei Optionen: Die Brühe in den Ausguss laufen lassen, pfeifend mit den Händen in den Taschen weiter schlendern, um so vorzutäuschen, dass ich niemals auch nur im Traum daran gedacht hätte, mir Kaffee zu holen, oder aber heldenhaft beherzt drei Meter rüber zum Schrank zu hechten, mir ne Tasse zu holen und damit den Rest der Tunke aufzufangen. In den wenigen Sekundenbruchteilen, die mir zur Entscheidungsfindung blieben, stellte ich fest: Es befinden sich zu viele Leute in unmittelbarer Umgebung, um die Benutzung des Automaten wirkungsvoll zu vertuschen. Diese Möglichkeit schied also aufgrund der Peinlichkeit (vorwurfsvolles Kopfschütteln der Umstehenden und gemurmel wie “So jeht der Bengel mit unseren Ressourcen um!” “Da is extra n Schild dranne, wo duffsteht TASSE UNTASTELLEN, und der kapiert det nich!”) aus. Ein Blick in Richtung Tassenschrank machte mir jedoch auch keine großen Hoffnungen: keine sauberen Tassen zu sehen, nur eine Schwester, die sich gerade an der Spülmaschine zu schaffen machte. Aber ich musste los, gleich würde der Kaffee zu laufen beginnen! Ich setzte mich also in Bewegung und sah unterwegs, die Spülmaschine war voller sauberer Tassen! Also musste ich meine Flugbahn nach unten korrigieren, um nach den Tassen greifen zu können. Da ich meine Geschwindigkeit der verkürzten Strecke aber nicht angepasst hatte, krachte ich meine Stirn mit voller Wucht gegen die Schrankecke, wobei ein unheilvolles knacken zu hören war. Vollgepumpt mit Adrenalin fühlte ich keinen Schmerz, ich hatte ja eine Mission zu erfüllen! Tatsächlich konnte ich fast das gesamte Getränkevolumen auffangen! Als ich rumstand und auf das Ende des Abfüllvorganges wartete kam die Spülmaschinenschwester zu mir und fragte mich, ob alles in Ordnung sei. Ich bejahte erwartungsgemäß, sie aber wiedersprach mir und fügte hinzu ich soll sofort zur Ärztin ins Behandlungszimmer (durch dessen stets offene Tür diese mein Verhalten beobachtet hatte). Dort wurde meine kleine Platzwunde professionell mit einem Pflaster versorgt und ich durfte danach endlich mein Getränk trinken. Hat aber nicht geschmeckt.

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6 Antworten auf (Auf)fallen um jeden Preis!

  1. Dr. Alban (Gast) sagt:

    Ich hätte in diesem Moment genauso reagiert!

  2. Mirea (Gast) sagt:

    REPLY:
    Schöne Pointe.

  3. Z (Gast) sagt:

    geiler artikel. musste sehr lachen.

  4. carolina (Gast) sagt:

    Ja, ja, so gehts im Leben. Kleine Ursache- große Wirkung (zumindest auf andere und für deine Stirn). Und es hätte auch schlimmer kommen können…

  5. theralf sagt:

    REPLY:
    Ja, seit gestern sind die Kopfschmerzen wieder weg…

  6. TiH (Gast) sagt:

    GRANDIOS. also geschrieben, der Rest ist ein alltäglicher Klassiker, den ich hätte genauso erleben können ;-)

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