Eine neue Aera

Genau, jetzt verfuege ich ueber ein eigenes Internetvorkommen! Was aber nicht gleich heiszen soll, dass nun regelmaeszige Meldungen gemacht werden, da der organisatorische Aufwand immernoch sehr hoch ist: Im geamten Gelaende gibt es genau einen Ort, der sowohl Mobilfunkempfang, Strom und ein Wellblechdach hat. Hier habe ich eine alte Plane festgemacht, die mich vor Wind und Sonne schuetzt, und einen Tisch hingestellt was nun mein Internetcafe ist.

Bild: 1: Pferdeschuppen, 2: Werkstatt, 3: Kraftwerk, 4:Tankstelle, 5: Hauptaus, 6: Nahrungsschuppen

Ja ich lebe noch immer auf Ashburton Downs, nur momentan ohne Chefs, da Andrew und Christine vor gut zwei Wochen nach Brisbane gefahren/geflogen sind, weil der Chef dort seinen Hubschrauberfuehrerschein macht. Die anderen sind auch mitgeflogen, weil ja kein Pilot fuer Notfaelle mehr hier ist. Da ja gerade keine Saison ist und keine Kuehe zu scheuchen, geht das, zumal Shane und ich hier sind um auf den Ganzen Laden aufzupassen.  Also ich habe ja sowieso noch genuegend in der Werkstatt zu tun und Shane, naja, Shane bringt die Tage hier auch irgendwie rum. Wir haben eigentlich den Befehl, den Generator nachts abzuschalten, aber scheinbar ist es dafuer noch zu warm, denn als ich das ab und zu gemacht hatte, waren am morgen die Kuehltruhen abgeschmolzen. Und wir wollen ja auch was essen… Eigentlich gibt es auch einen kleinen sparsamen Nachtgenerator, aber der ist vor ein paar Wochen kaputtgegangen und Ersatz laesst auf sich warten. Nach ca einer woche Alleinesein sprang auch der Hauptgenerator nicht mehr an: beim Drehen des Zuendschluessels hoerte ich erst ein *PLOPP*, dann ein *ZISCHHHH* und dann musste ich kurz fliehen, weil die Schwefelsaeure-geschwaengerte Luft der soeben geplatzten Batterie das Atmen in unmittelbarer Umgebung schmerzlich erschwerte. Bloed, kein Strom mehr. Also auch keine Funkgeraete, Telefone oder Kuehltruhen.  Aber kein Grund, das Gewehr ins Getreide zu werfen, es gibt ja genug schrottige Karren mit Batterien drin. Also meinen Guten Dienstnissan ausgeschlachtet, Batterie angeklemmt, Zuendung an und: Nichts. Da half nur schiere Verzweiflung. Haetten jetzt weniger abgebruehte Outbackmechaniker gesagt…aber nicht Mr Fixit (ich)! Ich wusste, dass ich Shane und mich nur vorm sicheren Tode bewahren konnte, indem ich erlerntes Wissen, erworbene Erfahrung und ueberlegene Gedankenkraft zu einer rettenden Idee vereine.  Stattdessen vertroedelte ich meine wertvolle geistige Eenergie lieber mit Bartkraulen und bloede und tatenlos den stummen Generator anzuglotzen. Dabei fiel mir aber auf, das die Minusklemme vermutlich von der ausgetretenen Schwefelsaeure stark korrodiert war, wobei das Korrosat eine effektive Leitung des elektrischen Stromes verhinderte. Also schnell zur Werkstatt und ne Rundfeile geholt, das Ding schoen metallisch blank geschrubbelt, angeschlossen – lief!

Seit meiner Ankunft hier habe ich mittlerweile einen Zusatzdieseltank in einen Viehtransportanhaenger gebaut, diesen auch repariert, besagte Grassamenerntemaschine fast (weil eine Riemenscheibe einen falschen achsendurchmesser hat) fertiggestellt, einen Ladearm von einem alten Massey-Fergusson Traktor an einen schoenen Allrad-Zetor (Jawohl, made in Czechoslovakya) gefummelt, Neue Standfuesze zum Hoch- und Runterkurbeln an einen alten Tiefladeranhaenger geschweiszt (jetzt kann man den LKW, wo er vorher dran war auch wieder fuer andere Sachen nutzen) und noch viel Kleinzeug, woran ich mich schon nichtmehr erinnere…

Ganz vergessen habe ich, dass den Chefs einen Tag vor ihrer Abreise noch das Termitennest auffiel, welches sich unter ihrem Dachstuhl ausdehnte. Klasse! Also hiesz das fuer uns: Wellblech abmachen, befallene Balken raushacken ohne das ganze Dach zu zerstoeren (was uns leider nicht ganz gelungen ist) und duch Stahlelemente zu ersetzen. Vorher mussten die Termiten aber bis auf das letzte Exemplar ausgerottet werden, is ja klar. Da das Haus ueber hundertvierzig Jahre alt ist, wurde es noch traditionell mit mit Steinen gebaut, die mit getrocknetem Schlamm zusammengehalten werden. Das ist klasse fuer Termiten, das sie sich nur durch den Schlamm arbeiten muessen, um an den leckeren Dachstuhl zu gelangen. Also mussten wir alles was in der Mauer nach Termitengang aussah mit einem altbewaehrten, traditionell australischen Insektenvernichtungsmittel fluten: Altoel. Literweise. Gibt ja genug. Bei dieser Arbeit musste ich sehr viel fluchen und Dinge umherschmeiszen, denn ein altes Dach mit materiellem Minimalaufwand zu reparieren erfordert leider maximalen Arbeitsaufwand. Was bei ueber 40*C auf einem schattenlosen Blechdach nicht angenehmer wird. Spitzentrinkwasserverbrauch >12l/Tag. Beim zurechtschneiden des Stahltraegers habe ich auch noch das in der gegenueberliegenden Dachrinne befindliche trockene Laub angezuendet, was ich aber leider erst bemerkte, als das Feuer zu grosz war um es mit dem vorsichtshalber bereitgestellten Loeschwassereimer auszumachen.  Shane war grade unten und konnte so weitere Eimer auffuellen, die ich effizient mit einem Strick nach oben zog und damit den Brand bekaempfte. Da mein Kollege aber aus frostigen Neuseeland stammt und mit der Hitze nicht so vertraut ist, kann er sich nich schnell bewegen. Niemals, vermutlich nichtmal, wenn sein eigener Arsch in Flammen stuende. Aber nach einigen Eimerladungen war es dann erledigt, gottseidank bevor das Feuer auf die zahlreichen fachmaennisch verlegten Kabel uebergreifen konnte.  Wenn ich so drueber nachdenke, koennen unsere Bosse froh sein, wenn bei ihrer Rueckkehr nichts abgebrannt, ueberflutet, verschrottet, explodiert oder von Auszerirdischen gekidnappt wurde. Bis die Tage!

 

Nachgereicht:

Ich versuchte heute ueber viele Stunden hinweg Fotos hochzuladen. Is leider nicht drin. Ich bleibe dran, versprochen.

Noch mehr nachgereicht: Ging jetzt doch:

1: Viehtransport-Anhaenger , 2: alter Scania 143 mit Haube (rockt) 3: Mein Zimmerfenster, 4: mein Dienstwagen, 5: mein Privatwagen

 

 

Dienstwagen: Nissan Patrol GQ Ute, Der schaedel is leider schon Kaputt, weil Mein Kollege damit seinen Dienstwagen angeschoben hat…

 

 


1: Hauptgenerator (laeuft; klingt seit gestern komisch), 2: Nachtgenerator (kaputt), 3: Leistungsstarker Generator (nicht ans Netz angeschlossen)

 

 

In der Mschinenhalle, Bueffelgrassamenharvester im Fruehstadium

 

 

Ashburton River, Boot, Gasflaschen

 

 

 

 

Bis dahin kann ich mal wieder Tims Blog empfehlen, der Echt Grandiose Fotos macht!

Dieser Beitrag wurde unter Arbeit in Oz, Hintergruninfos, Mannhaftigkeit veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

12 Antworten auf Eine neue Aera

  1. bica sagt:

    Wenn man sich erst einmal durch die ziemlich eigenwillige Rechtschreibung gekämpft hat (nun ja, zehn Monate Australien hinterlassen eben Spuren), dann kann man sich über diese zwei wunderbaren, ausführlichen, geistreichen, unterhaltsamen und ralfiesken Berichte echt scheckig lachen. Weiter so!!!

    • The Ralf sagt:

      Da gebe ich nun hunderte hart verdienter Dollars aus um mir Technik zuzulegen, verballere meinen eizigen freien Tag um das Leben im Oedland lustig aufzuhuebschen und dann wird noch ueber die Rechtschreibung gemeckert! Pah! Aber schoen, dass es dir trotzdem gefaellt!

  2. josh sagt:

    macht echt spaß hier mitzulesen. ich sitze in scheiß newman, putze autos, würd mir am liebsten jeden morgen die kugel geben und habe auf australien absolut kein bock mehr.
    genieß die zeit und nehm von deinem proper (mit tims worten) outbackleben viele geile erfahrungen mit ;)

    • The Ralf sagt:

      Ohhjaa! Der Job is echt was fuer Vollidioten oder solche die es noch werden wollen, kenn ich! Aber wenn du genug Stunden schrubbst, haste ja am Ende n huebsches Suemmchen aufm Konto! So als Trost…

  3. seppel sagt:

    hach ein lob an den ossitüftler im outback!! wie du aus scheiße gold machen kannst und sogar vor elektrischen problemchen nicht zurückschreckst … eine Wonne. Halt die ohren steif, schön mal wieder was gehört zu haben. :-)

    • The Ralf sagt:

      Mit dem zurueckschrecken is das so ne Sache… Wenn hier was nicht geht, muss mans reparieren oder lassen (was bedeutet, das es auch weiterhin nicht geht). Wenn mans repariert, macht man es entweder schlimmer (was bedeutet, das es auch weiterhin nicht geht) oder es funktioniert dann doch. Was ich damit sagen will: ich hab keine Wahl…

  4. Ronko Zar sagt:

    Herzlichsten Glückwunsch zum eigenen Internetcafe! Das solltes du unbedingt von der Steuer absetzen und demnächst noch ausbauen. Woher kommt das Essen aus der Kühltruhe? Und wenn ja, wie schmeckt Pferd aus eigenem Anbau? Schön, wieder von Dir zu lesen. Das habe ich echt vermisst!

    • The Ralf sagt:

      Ja, Kuehltruhe. Die Pferde sind hier alle speziell ausgebildete Arbeitstiere. Die duerfen nur die leute reiten, an die sie gewoehnt sind. Ich wette die kosten auch soviel wie ein Auto. Die duerfen wqir nicht essen, obwohl einem schon das Wasser im Mund zusammenlaeuft, wenn man sie so durch den Staub trotten sieht…

  5. The Timo sagt:

    Sers Ralf, das Outback (und die Dingos^^) hat dich also noch nicht verspeist^^ Hast du dein Second Year Visa schon sicher?

  6. Das Brot sagt:

    Ein Traum, mal wieder… So zieht sich die Spur des gehaerteten Stahls durch den größten Knast der Welt und hinterläßt funktionierende Technik, ölmarinierte Kleintiere und wassertragende Kiwis. Alles auf sprachlich und dramaturgisch höchstem Niveau. Und dass obendrein bei der Einsatzplanung von Dachrinnen-Entlaubungsmitteln auf Agent Orange verzichtet wurde, beweist Umweltbewußtsein-Toll!
    Nochmal Manfred Krug: “Auch Pferde…?!” (passend zum Hubschrauberschein…).
    Freu’ mich auf mehr…

Hinterlasse einen Kommentar zu Ronko Zar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind markiert *

*

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <strike> <strong>