Audienz

Letztes Wochenende beging ganz Australien den “Australia Day” Nationalfeiertag. Ganz australien? Ja, fast, auszer einem kleinen Gehoeft etwa 600km noerdlich von Perth, dem unabhaengigen Fuerstentum Hutt River! Nun haben wir alle in der Schule gelernt, dass der Kontinent Australien gaenzlich vom gleichnamigen Staat bedeckt ist. Kaum bekannt ist jedoch, dass sich das kleine Familienanwesen 1970 nach damals gueltiger australischer Gesetzeslage (oder eher Gesetzesluecke; mittlerweile geschlossen) vom Mutterland abspaltetete. Die Regierung beschloss damals anscheinend, diesen Vorfall zu ignorieren und Seine Koenigliche Hoheit Prinz Leonard von Hutt River (offizieller Titel, mit dem er natuerlich auch anzusprechen ist) gewaehren zu lassen, in der Hoffnung, seine Seperatistenbewegung wuerde ein schnelles wirtschaftliches Ende nehmen. Allerdings besteht das Fuerstentum seit nunmehr 42 Jahren (vgl. Deutsche Demokratische Republik!) und die zahlreichen Touristen sorgen fuer ein bescheidenes Auskommen (es gibt auch einen Campingplatz!).
Da ich an diesem Tag der einzige Einreisende war, wurde ich von des Regenten juengster Tochter, Prinzessin (leider Name vergessen) herumgefuehrt. Da ich im Fuerstlichen Postamt jedoch etwas laenger brauchte, wurde mir die grosze Ehre zuteil, Seine Koenigliche Hoheit Prinz Leonard von Hutt River hoechtpersoenlich zu treffen, welcher meine Post abstempelte und ein Plaeuschchen mit mir ueber sein Reich, das Wetter, Straszenbeschaffenheit und Ostdeutschland fuehrte. Ein freundlicher, hintergruendig laechelder alterer Herr, der sich scheinbar mit viel mehr Selbstironie betrachtet, als sein allgegenwaertiges Konterfei in Skulpturen, auf Geldscheinen und Briefmarken und die Darstellung mit Umhang und Schwert auf Postkarten vermuten lassen. Als die Post erledigt war, bemerkte er, dass es ja schon um vier war, womit die Reichbesuchszeit endete und er mir sagte, dass er nun die Flagge einholen werde. Auf meine respektvolle Anfrage, gestattete er mir, diesen Staatsakt fotografisch festzuhalten, und begann anschlieszend die Blumenrabatte im Hintergrund zu gieszen.
So machte ich mich dann frohen Mutes auf die letzten 50 km nach Geraldton, wo ich leider bis Mittwoch morgen bleiben muss, da heute Feiertag ist und ich meine faelligen Besorgungen nicht erledeigen kann.

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7 Antworten auf Audienz

  1. bica sagt:

    Schade um das ausgelassenen Steep Point, aber wunderbare Dinge gibts eben auch anderswo…

  2. Hanni sagt:

    Kaum auf der Piste, schon so coole Stories auf Lager – weiter so!

    …und dem Knie weiterhin gute Besserung!

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