Salz, Schweisz und Pommes (Geraldton-Kal)

Nach dem zweitaeggigen Aufenthalt In Geraldton im wunderschoenen Foreshore Backpackers, direkt im Stadzentrum und mit Blick auf den Getreidehafen, gings wieder landeinwaerts in die Oede. Schnurgerade Asphaltbaender, blauer Himmel und sengende Sonne. An den fast allgegenwaertigen Kadavergestank gewoehnt man sich. Als ich einmal vom Tanken wieder kam, hatte der aus meinen Jackenaermeln tropfende Schweisz kleine Pfuetzen gebildet. Nachts aber immerhin kuehl genug um zugedeckt schlafen zu koennen um den Insekten nicht ausgeliefert zu sein!

In Yalgoo habe ich gehalten um im oertlichen Wirtshaus eine kleine 5$ Portion Pommes zu essen. Die dicke Kuechenmomma schaffte aber so ein Riesenpaket herbei, dass wohl alle Anwesenden davon satt geworden waeren! Hinterm Pub stand auch eine Uralte Klimaanlage, die mich irgendwie an ein deutsches Fabrikat der Marke “Kaiser” erinnerte. Als das Imposante Geraet dann auch noch in meiner Anwesenheit mit Gerassel und Getoese ansprang, glaubte ich leise aus den Schlauch- und Druckkesseleingeweiden einen Maennerchor “Heil dir im Siegerkranz” singen gehoert zu haben…

Weil es kuerzer ist, bin ich am naechsten Tag die 300km lange Schotterpiste von Sandstone nach Menzies gefahren. Ich komme mittlerweile auch fast ohne Panikattaken zurecht, wenn der Weg urploetzlich bei 85 km/h zu wichem Sand wird und das Vorderrad zu schlingern anfaengt. Einfach am Gas haengen und gradeaus fahren, wenn moeglich sogar sanft beschleunigen! Sollte es gar nicht anders gehen, mit Motorbremse abbremsen (Danke fuer das auch trocken zu schaltende Getriebe) und den Lenker festhalten wie ein Baer. Keine Ahnung, was die Profis in dem Fall machen, aber es ist immer gut gegangen! Die Strecke fuehrt durch ein Paar Salzseen hindurch, was schon aufgrund des Farbkontrasts unglaublich aussieht. Aber in echt noch viel cooler.

Am Ende der Piste in Menzies gibt es laut Karte ein Roadhouse mit Tanke. In Wirklichkeit auch, nur das Roadhouse ist mit Stacheldaht verbarrikadiert ist und verlassen. Die Tanke kann zwar mit Geldkarte bedient werden, aber bei meiner gings nicht. Pech. Erfahrungsgemaesz reicht mein Tank mindestens 400 km plus Reserve. 300km waren schon weg und noch 130 zu fahren, also nen Versuch wert! Ca 60km vor Kalgoorlie fing das Mopped an zu muckeln und ich musste umstellen – bei 370km! Verdammte Axt, deutlich erhoeter Verbrauch, und mit 4l Restsprit keine Chance. ca 20km spaeter tauchte die Broad Arrow Tavern wie aus dem Nichts auf. Ein Hillbillieschuppen, wie er im Buche steht: Chromblizende Motorraeder (das is n Chopper, Baby!), dazugehoerige baertige Biker, laute Mukke, vollgekritzelte Waende und eine junge Bardame, die ein biszchen aussah, als waeren Papa und Onkel ein und der Selbe. Ich bestellte ne Limo und n Schinken-Kaese-Toastie (verdammt guter Toastie) und fragte nach ein paar Litern Benzin. “wir haben leider nur Diesel da, sorry!” Also raus, Limo gezischt und Toastie gefuttert, mit den dicken Maennern mit Baerten geplauscht und von meiner Misere erzahlt. Daraufhin erhebt sich der dickste und Baertigste der drei, sagt “Na warte mal…”, marschiert breitbeinig in die Taverne und kommt keine Minute spaeter mit nem fast halbvollen 20l Kanister wieder. “Zehn Dollar fuer dich, Kumpel. Das reicht bis Kal!” Tiptop Sprit und auch noch billiger als an der Tanke. So koennte es immer sein!

Und schwuppdiwupp, schon bin ich wieder in der Goldwueste. Bevor es durch die Nullarbor Plains weiter nach Adelaide geht, goenne ich dem Hiatamadl einen kleinen Service beim oertlichen KTM Bastler. Schon naechste Woche Mittwoch konnte man mich reinquetschen! Nach gerade 2800km ist auch mein hinteres Kettenritzel schon stark verhaifischzahnt, so dass ich mir ein hier verfuegbares Stahlpendant bestellt habe.

Also eine Woche Urlaub in Kalgoorlie! Da ich beim letzten Mal vor lauter Arbeit keine Lust hatte, irgendwelche Touristenattraktionen anzugucken, werde ich das nun ausfuehrlich nacholen.

Die erste waere schon mal das Hostel, in dem ich wohne: Auf der alten Nuttenmeile der Stadt gelegen, Ist es tatsaechlich ein umfunktoniertes Exfreudenhaus. Spuren sind noch im Eingangsbereich, den Baedern und vor allem in (meinem) Zimmer 8 zu finden, wo ein originalgroszer Druck von Botticellis Venus haengt. Im Hinterhof wurde sogar eine Rote Laterne erhalten! Aber nicht nur die Einrichtung zeugt vom Glanz vergangener Tage, sondern auch das Personal! Lizzie, die Managerin is ne richtig echte Puffmutter gewesen! Und dabei so freundlich und hilfsbereit dass man sich fast schon schlecht vorkommt! Wenn jemand seinen Job verliert setzt sie Himmel und Hoelle in Bewegung, ihn wieder in Lohn und Brot zu bekommen. Wo gibts dass heute noch?

 

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9 Antworten auf Salz, Schweisz und Pommes (Geraldton-Kal)

  1. Seppel sagt:

    Vergoldete Wasserhähne, Nobel der herr :-)

  2. bica sagt:

    Einfach nur schöööööön!

  3. bica sagt:

    Und auch gut, dass es noch kein Geruchsinternet gibt…!

    • The Ralf sagt:

      Man gewoehnt sich echt dran. Ich hab neulich bei nem Rastplatz gehalten, wo eine Bank mit Sonnendach drueber stand. Daneben lag ein stinkender Kadaver. Aber deswegen mampfe ich meinen Muesliriegel noch lange nicht in der prallen Sonne!

  4. Altmeister sagt sagt:

    Toll deine Erlebmisse,habe mit Oma herzlich gelacht. Schön das es unter Bikern solche Solidarität gibt.

  5. Hanni sagt:

    Köstlich! Und auf Biker ist eben immer Verlass! =)
    Als nächste große Station ist also Adelaide geplant? Mann, ich werd langsam echt neugierig, wie die Route für die kommenden Monate aussehen wird!
    Alles Gute!

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